Samstag, 18. Dezember 2010

Ein Moment der Besinnlichkeit

Nein, trotz des Titels erwartet Sie hier kein neuerlicher Kirchensermon und auch kein als „Besinnlichkeit“ getarnter Weihnachtsstress, im Gegenteil glaube ich, ist es mir in all dem besinnlichen Wust des Dezembers gelungen, ein wenig zur Besinnung zu finden, den inneren Schweinehund für einen Moment beiseite zu legen und an seiner Stelle die Tastatur zu streicheln.
Es ist noch gar nicht so lang her, da konnte man hier einen kurzen Abriss zur Sprache finden, und weil ich in dem bereits oben erwähnten Wust es doch geschafft habe, ist mir wieder einmal aufgegangen, wie wichtig die Sprache für mich ist.

Gerade das gesprochene Wort verliert an Wert in unserer Gesellschaft, stellte ein von mir sehr geschätzter Kabarettist einmal fest. Grund genug für ihn und andere, sich dem entgegen zu stemmen. Und auch wenn ich nicht so vermessen sein will, mich in eine Reihe mit ihnen zu setzen, so will ich doch auch einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass wir gerade in dieser so besinnlichen Zeit uns auf etwas so elementar Wichtiges und zugleich so Misshandeltes Kulturgut, wie es die deutsche Sprache darstellt, besinnen. Sprache ist etwas, das uns nicht nur anatomisch, sondern auch intellektuell von vielen anderen Lebewesen unterscheidet, weswegen es mich immer wieder auf's Neue wundert, wie manche Zeitgenossen mit ihr umgehen. Sprache eröffnet so viele Möglichkeiten, dass es schwierig sein dürfte, sie auch nur ansatzweise auszuloten. Als alltägliches Kommunikationsmittel, genauso wie als Kunstwerk hat sie ihre Qualitäten. Ob das Wort schneller als der Kopf ist, oder es sorgfältig auf der Zunge hin und her gerollt wird, bevor es an die frische Luft kommt, für alles kann man es verwenden. Ein wahres Multifunktionswerkzeug. Gerade für Leute, die wie ich jedes Mal mit erfürchtig offenstehenden Mündern vor anderen Leuten stehen, die in der Lage sind mit Bildern, Skulpturen oder sogar Musik auszudrücken, wofür unsereins die sprichwörtlichen tausend Worte braucht, ist Sprache die einzige Krücke, um nicht völlig abgehängt zu werden.

Aber was wäre die Leibnizsche Welt ohne Leute, die scheinbar ohne Sinn und Verstand an etwas wie die Sprache herangehen und sie, den eigenen Bedürfnissen entsprechend, verhunzen. Fluten von Anglizismen, Halbsätze voller Halbwahrheiten, der aussterbende Genitiv, andere Probleme mit „das Grammatik“, „brutalstmöglichst gesteigerter Superlativissimus“ (Bastian Sick), orthographische Elendsviertel und nicht zuletzt fehlende Kommata bzw. „Kommatas“, die besser gefehlt hätten. Nicht nur beim gesprochenen sondern auch vorm geschriebenen Wort, machen diese Wandalen keinen Halt. Sie sind normale Menschen wie du und ich, aber hüte dich, wenn sie den Mund aufmachen! Wie schön, dass es noch ein paar aufrechte Seelen gibt, die es noch verstehen, Wörter und Worte (nebenbei bemerkt, ein wirklich wunderbares Wortpaar) richtig anzufassen und einzelnen Wörtern oder ganzen Sätzen den Glanz wiederzugeben, den sie unter einer Patina von Alltagsspuren besitzen.

In der Tat ist es eigentlich falsch, von der „Sprache“ sprechen zu wollen, weil das zu sehr verallgemeinert, und das Konzept Sprache dabei doch nicht umfassend wiederzugeben vermag. Hier zeigt sich, dass Latein für den Sprachästheten warscheinlich die bessere Wahl darstellt. Als „tote Sprache“ kann man sie ungestört „genießen“, zumindest diejenigen können das, die trotz Lateinunterricht diese Sprache zu schätzen wissen. Es ist so grotesk, wie mit dem Schmetterlingsenthusiasten, der diese Wesen so sehr bewundert, dass er sie auf einen Nagel gespießt in Schaukästen aufstellt. Doch die deutsche Sprache ist glücklicherweise bisher jedem Schmetterlingsfänger entgangen und schillert deshalb frei herum. Sie verändert sich mit jeder neuen Generation von Sprechern und das ist gut so. Prinzipiell. Trotzdem erscheint es mir sinnvoll, beim Umgang mit dem Sprachschmetterling etwas mehr Vorsicht walten zu lassen. Der Schaukasten ist keine Lösung, doch ein Schmetterling mit geknickten Flügeln ist auch kein glückliches Wesen. Deshalb sollte man, gerade wenn man schreibt, sich sicher sein, dass das was man schreibt, so, wie es da steht, richtig ist. Denn im Gegensatz zum gesprochenen Wort muss vielleicht das geschriebene noch von jemandem gelesen werden.

Dem, dem das in diesen besinnlichen Zeiten zu besinnlich war, aber auch demjenigen, dem es gefallen hat, wünsche ich frohe Weihnachten und einen heilen Rutsch ins neue Jahr!

Freitag, 5. November 2010

Wie kann man nur?

Es gibt Dinge, die lassen sich nicht ändern und es gibt Dinge, die scheinen sich ohne jedes Zutun positiv zu entwickeln. In die zweite Kategorie dürften die aktuellen Proteste gegen Stuttgart21 und Atomkraftwerke fallen. Die Reaktion der Politik wohl eher in die Erste. Für mich, der sich für einen politisch denkenden Menschen hält, ist es jedenfalls eine Wohltat, dass es offensichtlich noch Themen gibt, für die Leute auf die Straße gehen. Endlich gibt es Beweise dafür, dass die viel beschworene Demokratieverdrossenheit nicht existiert. Im Gegenteil: So präsent war der Namensgeber unseres politischen Systems schon lange nicht mehr. Es ist aber auch schwer möglich den Ereignissen zu folgen und nicht das unbezwingbare Bedürfnis zu verspüren, "denen da oben" zu zeigen, dass man nicht mit ihrer Entscheidung einverstanden ist.

Wie kann die schwarz-gelbe Koalition hartnäckig an ihrem Atom... nennen wir es "Paket", festhalten, unbeirrt von des Volkes Meinung? Wie kann sie vor allem aber die Meinung derer, die sich mit dem Thema Atomkraft auskennen, ignorieren oder sie gar mundtot machen? Wenn man hört, liest und sieht, welche Bedenken allerorts angemeldet werden, wie kann man dann die Dickfälligkeit besitzen, in diesem Punkt dumm und zugleich beratungsresistent zu sein? Wie kann man so mit der Zukunft spielen? Wie kann man sich dann wundern, wenn tausende von Menschen auf die Straße gehen. Wie kann man ein Thema wie Atomkraft so leichtfertig behandeln? Wie kann man offensichtlich materiellen Überlegungen den Vorzug geben? Wie kann man sich hinstellen und sagen, wir nutzen Atomkraft als "Brückentechnologie" und über die Lösung der Lagerfrage kümmern wir uns später? Wie kann man zwei Lager bauen, die jetzt tickende Zeitbomben sind und denen noch eine weitere hinzufügen wollen?
Wie kann man überhaupt darauf kommen, einen Stoff zu nutzen, dessen Gefährlichkeit mit nichts zu vergleichen ist, was wir sonst noch kennen, von dem bekannt ist, dass er über Jahrmillionen eine Gefahr darstellen wird und von dem wir ebenfalls wissen, dass seine Nutzung Abfall produziert, der eben diese Eigenschaften auch besitzt?
Wie kann man nur?

Mittwoch, 22. September 2010

Gewalt ist keine Lösung

Jetzt ist es doch passiert. Ich hatte schon darauf gehofft, übersehen worden zu sein, eine Akte, die in irgendeinem Schrank verstaubt. Nein, inzwischen werden wohl auch die ins Computerzeitalter eingestiegen sein. Obwohl, was so ein echter Amtsschimmel ist... Wie auch immer, ein Bekannter hat mir neulich gesagt: "Die vergessen keinen." So wie es aussieht, hat er wohl Recht gehabt. Seit einiger Zeit schlummert in einem meiner Aktenordner der Bescheid zur Musterung meines zuständigen Kreiswehrersatzamtes. Der Name allein sagt schon alles. "An der Front haben wir alles verheizt, wir brauchen Ersatz." Und wieder zeigt sich, dass unser lieber Staat Einiges vor sich hat, um sich den Zeiten anzupassen.

Ausgerechnet der geölte Blitz der CSU, ein Politiker, den ich bisher nur als Mann wahrgenommen habe, der gesagt hat, er könne verstehen, wenn die Soldaten in Afghanistan von Krieg sprächen und der sich dazu durchringen konnte, von "kriegsähnlichen Zuständen" zu sprechen und dafür auch noch bejubelt wurde.
Ganz zu schweigen von einigen Fotos seiner Person, vorzugsweise an der "Afghanischen Front"(Darf man das sagen oder ist das schon Kriegsvokabular?), die mich fatal an Werbeplakate für den nächsten Kinofilm oder gar an die Porträts alter Aristokraten auf einem Feldzug erninnerten. Allem Anschein nach verpflichtet Adel tatsächlich, zumindest was die Selbstdarstellung betrifft. Zu Gute muss man unserem Verteidigungsminister zu Guttenberg jedoch halten, dass er etwas ins Gespräch gebracht hat, das überaus wichtig ist. Nicht nur, weil es seit der Wiederbewaffnung der BRD 1954 Generationen junger Männer beschäftigt, sondern tatsächlich eine grundlegende Frage ist. Quo vadis, Bundeswehr?

Die Wehrpflicht ist ein Relikt der drohenden Gefahr, der Kalte Krieg könnte in Europa heiß werden. Sie ist ein Fossil der Zeit, als sich die Konfrontationslinie des Ost- und des Westblocks durch Deutschland zog und Bürger einer Nation zu Feinden machte. Diese Zeit ist glücklicherweise überwunden, was bleibt ist der Wurmfortsatz, der uns heranwachsende Männer vor die Wahl stellt: Töten lernen oder alten Leuten den Hintern abwischen. Abgesehen davon, dass eine der beiden Tätigkeiten tatsächlich sinnvoll und ethisch vollkommen vertretbar ist, kostet diese Wahl eine Menge Zeit. Von zwischenzeitlich 18 bis zum aktuellen Stand von 6 Monaten.
Heute leben wir, ebenfalls glücklicherweise, in einer Union, die neben Vorschriften zum Krummheitsgrad von Bananen vor allem eines geschaffen hat und zwar Frieden. Die Gefahr eines Krieges zwischen den europäischen Staaten, bis einschließlich des Zweiten Weltkrieges eine ständige Bedrohung, die ein ums andere Mal bittere Realität geworden ist, ist so weit entfernt wie nie. Im Gegenteil, Bündnisse garantieren einen internationalen Beistand im Falle einer militärischen Bedrohung von außen. Die Bundeswehr könnte also vom strategischen Standpunkt durchaus darauf verzichten, sich eine stille Reserve von Rekruten heranzuziehen. Diese Reserve würde ihre Zeit vielleicht lieber für eine Ausbildung oder ein Studium aufwenden, statt für den Morgenappell.

Ein Argument, dass häufig für die Wehrpflicht ins Feld geführt wird (schon wieder Militärvokabular)ist, dass durch sie die Verbindung zwischen Bevölkerung und Armee aufrecht erhalten werde. Verbindung zwischen Bevölkerung und Armee? Wieso muss ich schießen lernen, um die Verbindung zur Armee aufrecht zu erhalten? Und ganz abgesehen davon: Will ich überhaupt mit einem Verein verbunden sein, der das schmutzigste Handwerk der Menschheit ausführt, teilweise absolut barbarische Aufnahmerituale pflegt und mich dazu ausbildet, das Grundrecht eines jeden Menschen, nämlich das auf Leben mit Füßen zu treten? Die Antwort darauf muss wohl jeder für sich selbst finden, ich jedoch weiß, dass ich das nicht will. Die Wehrpflicht zwingt mich trotzdem dazu, mich von irgendwelchen Leuten auf Herz und Nieren und diverse andere Organe, die man in der Öffentlichkeit nicht zur Schau zu stellen bereit ist,und meine "psychische" Eignung untersuchen zu lassen. Sie könnten mich auch einfach fragen, ob ich mich damit einverstanden erkläre, das kärgliche Bisschen an moralischen Grundsätzen, die sich die Menschheit zwischen den Kriegen erarbeitet hat aufgeben und stattdessen wieder in die Steinzeit gehen will, in der das Motto "Und willst Du mein Freund nicht sein, so schlag' ich Dir den Schädel ein" noch nahezu alternativlos* war.

Heute haben wir, wieder einmal glücklicherweise, Einiges mehr, was uns zu tun übrig bleibt, wenn wir mit jemandem nicht einig werden, statt ihn über den Haufen zu schießen. Wie sollte man es schließlich anders bezeichnen, als als Glück, dass uns das überhaupt gelungen ist, wo unsere Geschichtsschreibung so voller kriegerischer Auseinandersetzungen ist, dass die Geschichte häufig mit Hilfe der Daten von Kriegen, statt mit der zwischen ihnen liegenden Friedenszeit, charakterisiert wird? Krieg ist eine Konstante des menschlichen Lebens gewesen seit der Mensch auf die Idee gekommen ist, seinen angespitzten Stein nicht ins nächste Reh, sondern in seinen Nebenmann zu stoßen.
Vom "Jäger und Sammler"-Image haben wir uns erfolgreich gelöst, warum nicht auch vom Krieg? Die Alternativen sind mannigfaltig. Wir können inzwischen recht gut sprechen, haben Kunst und Wissenschaft auf ein erkleckliches Maß vorangebracht. Wobei gerade die Wissenschaft leider auch dazu geführt hat, das wir vom spitzen Stein ausgehend auch ein erschreckend großes Maß an Mordwerkzeugen dazu bekommen haben. Einige mit einem solchen Zerstörungspotential, das genauere Reflektion über sie eigentlich zwangsläufig dazu führen sollte, von ihnen Abstand zu nehmen, so sollte man meinen.

Trotzdem hat jeder Staat, der etwas auf sich hält, Militär und ist bereit es einzusetzen, sollten die anderen Mittel schon ausgeschöpft sein oder auch nicht. Ein Mann, der vermutlich etwas davon verstanden hat, hat einmal gesagt, Krieg sei die Fortsetzung der Diplomatie mit anderen Mitteln. Bedauerlicherweise trifft das ziemlich genau das Verständnis von Krieg, das sich die überwiegende Mehrheit der Menschen in verantwortungsvollen Positionen zu eigen gemacht zu haben scheint. Hinzu kommt, dass die nicht nur Krieg als sowohl legales als auch legititmes Mittel ansehen, sondern auch ein ganzer Wirtschaftszweig es sich zur Aufgabe gemacht zu haben scheint, die Selbstzerstörungstriebe des Menschen mit, ja wortwörtlich, mit Munition zu versorgen. Ein anderer kluger Mann, der es sogar zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gebracht hat, sprach in diesem Zusammenhang vom "military-industrial-complex". Damit trifft auch er ziemlich genau die Realität. Nicht von ungefähr kommt es, dass bis heute Stimmen laut sind, wonach große Teile der afghanischen und irakischen Offensive der USA von Firmen ausgestattet wurden, die zufällig genau den Männern gehörten, die sie beschlossen haben.

Aber wenn es uns gelänge, dass sich weder junge Männer, noch in zunehmendem Maße auch Frauen, dazu verdingten, Handlanger dieser Leute zu werden, dann würde das Phänomen Krieg beinah ebenso schnell verschwinden. Krieg lässt sich nur mit Soldaten führen, es mögen weniger geworden sein, dennoch braucht es neben den technischen auch menschliche Tötungsmaschinen. Selbst wenn ihre einzige Aufgabe darin besteht, auf einen roten Knopf zu drücken. Wenn es erreicht würde, dass das Verständnis in allen Menschen reifte, dass Krieg kein Spiel, keine mathematische, noch wissenschaftliche, noch rationale, geschweige denn zu rechtfertigende Operation ist, dann hätten wir es geschafft. Leider hat dieses Verständnis die breite Masse in der Vergangenheit immer erst dann erreicht, wenn schon alles zu spät war.
Gewalt ist keine Lösung, dieser Spruch ist keine abgedroschene Formel, sondern ein Grundsatz, für den es sich zu streiten lohnt, gewaltfrei versteht sich.

*Am Rande: Haben Sie nicht auch das Gefühl, dass die Regierung in letzter Zeit beeindruckend viele "alternativlose" Gesetzesentwürfe und Reformen auf den Weg gebracht hat?

Freitag, 17. September 2010

Sterne

Leuchten
Mich an
So wundervoll, meinen
Blick ich kaum wenden
Kann.

Mittwoch, 1. September 2010

Da waren wir auch schon mal weiter...

Seit einigen Tagen nun geistert ein neues Gespenst durch die Medien, das doch eigentlich ganz alt ist. Und eigentlich war man davon ausgegangen, dass es überwunden sei. Doch wie so oft beliebt es der Welt, uns eines Besseren zu belehren. Und dann auch noch aus einer Richtung, aus der zumindest ich nicht damit gerechnet hätte. Stellt sich eigentlich nur noch eine Frage: Warum?

Schon der Titel des Buches ist provokant. Und das Gefühl nimmt noch zu, wenn man erfährt, mit welchen Thesen die neue Veröffentlichung des Bundesbankvorstands- und SPD-Mitglieds Thilo Sarrazin gefüllt ist. Deutschland sei auf dem Weg zu verdummen. Das ist zunächst mal nichts Neues, diese Empfindung beschleicht einen jedesmal, wenn man das Fernsehprogramm einiger Sender studiert oder sich manche Mitmenschen anschaut. Die Ursache, die Sarrazin ausfindig gemacht haben will, ist jedoch neu: Es liegt an den Migranten, genauer vor allem an den Muslimen und noch genauer an deren Genen und Glauben. Die seien weniger intelligent, weil sie von den Gastarbeitern des Wirtschaftswunders abstammen und diese hätten leider nur geringe Intelligenz. Die Intelligenz ist für Sarrazin von den Genen determiniert und damit vererbar und das "Muslim-Gen" hindere nun unsere Mitbürger daran, so viel zu leisten, wie das andere könnten. Damit nicht genug, ihre Religion sei weit aus weniger integrierfreudig als andere.

Sofern sich der von Sarrazin beschriebene Verdummungsprozess noch nicht auch auf einen selbst ausgeweitet hat, so fällt einem sehr schnell ein, dass es da eine Büchse gibt. Eine tief eingemottete Büchse, an der besonders wir Deutschen ungern rühren und zwar aus gutem Grund. Ihr Inhalt stinkt. Noch immer versuchen wir verzweifelt, ihre Ausdünstungen in den Griff zu bekommen, in denen wir uns bis vor etwa 65 Jahren bewegten. Die theoretische Grundlage ist allerdings noch älter, stammt aus der Jahrhundertwende zwischen 19. und 20. Jahrhundert.

Natürlich gibt es auch heute noch Verfechter solcher Gedanken, aber die werden glücklicherweise heute vom Verfassungsschutz beobachtet. Und ausgerechnet ein SPD-Mitglied öffnet nun dieselbe Büchse. Eigentlich hätte das nicht passieren dürfen.
Schaut man aber in die Laufbahn dieses Mannes hinein, so lässt sich feststellen, dass er schon so manches Mal eigentlich inakzeptable Äußerungen von sich gegeben hat. Beginnend mit abfälligen Bemerkungen über den Kleidungsstil der Bewohner einer Stadt, für die er zu dieser Zeit Finanz-Senator war, und sich steigernd über einen Ernährungsplan für HartzIV-Empfänger bei einem Tagessatz von 4,50 Euro, hin zu seinen Thesen zu Migranten in Deutschland entwickelt hat. Ein Armutszeugnis. Wer so etwas von sich gibt, der muss damit rechnen, abgestempelt und zumindest in die Nähe von Sozialdarwinisten und anderen pseudowissenschaftlichen Bewegungen gestellt zu werden, die verschiedene Klassen von Menschen postulieren.

Dass Migranten zusätzliche Probleme in Sachen Bildung haben, mag sein und dass Deutschland verdummt, ist Fakt. Das jedoch auf minderwertige Genetik und Religion zu schieben, ist grundlegend falsch. Vielmehr ist die Politik dafür verantwortlich. Diese Entwicklung ist nicht erst seit gestern bekannt und anstatt sich Gedanken, vernünftige Gedanken, darüber zu machen, wie man dieses Problem angeht, halten wir daran fest, uns 16 verschiedene Bildungssysteme zu leisten und verstricken uns in Grabenkämpfen, ob 12 oder 13 Jahre bis zum Abitur und ob dreigliedriges Schulsystem oder Gesamtschulen das Richtige sind.

Wer dagegen an will, dass "das Land der Dichter und Denker" zusehends degeneriert, der sollte dafür sorgen, dass seine Bevölkerung annähernd gleiche Chancen auf und bei Bildung hat. Die Genetik zu bemühen, ist bequem, weil sie uns aus der Verantwortung nimmt, etwas zu ändern. Genetik sorgt dafür, dass man sagen kann: Wir würden ja gern, aber die Gene, die können wir nicht verändern. Und das ist falsch. Ein Begriff wie Intelligenz, der bis heute schon definitionstechnisch umstritten ist, der sollte nicht als gegeben hingenommen werden. Selbst, wenn sich eines Tages herausstellen sollte, dass "Intelligenz" von Genen festgelegt ist, und die neuesten Erkenntnisse deuten eher in die andere Richtung, dann hätten wir doch trotzdem die Pflicht, alles daran zu setzen, jeden der willig ist, zu bilden. Außerdem sollte man daran gehen den Müll, der uns jeden Tag um die Ohren gehauen wird, dorthin zu befördern, wo er hingehört, nämlich in die Tonne. Zweifellos landet auch Sarrazins Machwerk irgendwann dort. Wenn wir uns wieder einigermaßen beruhigt haben. Und dort ist es auch besser aufgehoben als in einer Büchse, in der ersteren wühlt nämlich niemand freiwillig herum.

Was Sarrazin jedenfalls zweifelsfrei bewiesen hat, ist, dass unsere Republik noch nicht so weit von der Büchse entfernt ist, wie sie es gern wäre. Der Medienrummel und die zögerlichen Versuche, Sarrazin seines Amtes zu entheben oder ihn aus seiner Partei zu werfen, untermauern das.

Mittwoch, 25. August 2010

Was machst Du so am Wochenende?

Ein Phänomen zeitweise verpöhnt, obwohl so wichtig wie das täglich Brot und so alt wie die Menschheit, naja, fast jedenfalls: Es ist schon allein aber noch eher in Gesellschaft ein Ereignis. Beinah jeder, der es versucht, bleibt dabei. Meistens ist es sogar gesund. Auch mich hat die Faszination seit ein paar Wochen mit fester Hand gepackt. Ich rede vom Kochen.

Drei junge Herren pflegen eine junge aber eine Tradition mit Potential. Wenn Wasser kocht und Soßen duften, wenn sich Hauptattraktion mit Sättigungsbeilage trifft, dann ist das allein schon ein Genuss. Noch besser wird es, wenn die kulinarischen Gehversuche von Erfolg gekrönt werden. Und diesbezüglich kann sich unsere Runde tatsächlich sehen lassen. Ich sage nur: "Alle Köche sind beschissen, die sich nicht zu helfen wissen". Aber im Ernst, abgesehen von kleineren Missgeschicken waren wir bisher sehr erfolgreich. So sehr, dass wir noch Zeit finden, die technischen Mysterien unseres Laboratoriums zu testen, z.B.: Pfeffermühlen, die nicht nur auf Knopfdruck mahlen, sondern auch einen Zielscheinwerfer aktivieren. Oder unauffällige Wandverzierungen, die ebenfalls auf Knopfdruck ein gespenstisches Eigenleben entwickeln. Schließlich entdecken wir das Horrorfilmpotential von tragbaren Milchaufschäumern. Kettensägen? Lächerlich! Vor den Psychopaten mit Milchaufschäumern muss man sich in Acht nehmen. Und bei einer Zombie-Invasion oder zumindest Papiermonstern können sie Leben retten. Aber ich schweife ab. Der eigentliche Star sollte doch das Kochen sein. Und tatsächlich, nach getaner Arbeit steht ein Meisterwerk, naja fast, vor uns. Und es ist auch noch essbar. Kochen ist Kunst, und wenn unsere Ergebnisse schon nicht schön, dann sind sie wenigstens einzigartig.

Wer sich nun also auch einmal auf eine Reise voller Mirakel begeben will, der sollte sich ein paar tapfere Mitstreiter suchen und seine Küche betreten.
Ich weiß jedenfalls, was ich am nächsten Wochenende mache.

P.S.: Unser herzlichster Dank geht an dieser Stelle an den Erfinder des Siebs.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Atomkraft? Nein,...Nein!

Vor etwas mehr als einer Woche gab es eine Reportage der Frontal21-Redaktion zum Thema Atomkraftwerke in Deutschland und der händeringend beschworenen Laufzeitverlängerung der schwarz-gelben Koalition... (Haben sie die Mehrdeutigkeit bemerkt? Sehr gut.) So sehr ich auch mit der Position der Sendung übereinstimme, so sehr stieß mich die Art und Weise ab, wie diese präsentiert wurde.

Ich gebe mich nach wie vor der Illusion hin, Journalismus, egal welches Mediums er sich bedient, sollte sowohl informativ als auch neutral sein. Besondere Hoffnungen hatte ich an dieser Stelle immer in die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten gesetzt. Wer, wenn nicht sie, sollte die Fahne des Qualitätsjournalismus hochhalten und ihre Zuschauer mit akribisch recherchierten und objektiv dargestellten Berichten versorgen? Mit Erschrecken stelle ich jedoch immer wieder fest, dass sich ein Trend in der deutschen Medienlandschaft abzeichnet, der von den "Privaten" auch auf die "Öffentlich-Rechtlichen" übergesprungen zu sein scheint.

Zunächst waren die sog. "Nachrichtensender" betroffen. Deren Programm beschränkte sich zuerst einmal auf Nachrichten, wie schon der Name vermuten lässt, allerdings bieten sie dem geneigten Zuschauer auch eine Auswahl an Reportagen, die die Wartezeit bis zur nächsten Nachrichtensendung überbrücken. Seit ich diese Sender kenne, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie ein gewisses Faible für den "American Way of Berichterstattung" hegen. Da ist die Aufmachung des Studios: Alles erweckt den Anschein von reger Informationsakquise oder aber von allumfassender High-Tech-Ausrüstung oder beides zur selben Zeit. Hinzu kommen die zwei bis drei Nachrichtensprecher, die mit merkwürdigen Zwischenkommentaren die Nachrichten aufzulockern versuchen(?). Noch wichtiger aber sind die ständig laufenden "News-Ticker", die früher Laufschrift hießen und einen ständig mit denselben Schlagzeilen berieseln.

Auch das Design der Reportagen erinnert an amerikanische Vorbilder, ja klar, mag jetzt mancher sagen, schließlich werden sie auch aus den USA importiert. Wenn man lange genug auf solchen Sendern verweilt, stellt sich einem unwillkürlich die Frage, ob die Amerikaner sich tatsächlich nur für's Militär, Riesenbaumaschinen und "Killerhaie" interessieren. Gut, diese Frage muss sich der geneigte Leser selbst beantworten. Zurück zum eigentlichen Thema. Ein beliebter Kunstgriff dieser Reportagen, mittlerweile eher schon abgegriffen als künstlerisch, ist das, was ich gern als "Steckbriefmethode" bezeichne. Sie ist universell und ist deswegen auch in jeder Reportage einsetzbar. Jeder Panzer, Kampfflieger, Kran, Riesenkipper, Schwarzspitzenriff- oder Tigerhai bekommt bei seinem ersten Auftauchen in der Dokumentation einen Steckbrief verpasst, der vornehmlich über Größen, Gewicht, Vorkommen Auskunft gibt, und darüber hinaus noch eine vierte Kategorie enthält, die je nach Themenbereich einen so schillernden Namen wie "Zerstörungskraft","Hebemasse" oder "Gefährlichkeit" trägt. Der Stekbrief im Allgemeinen und die vierte Kategorie im Besonderen ist dabei mehr oder weniger sinnig bis überflüssig, meiner bescheidenen Meinung nach.

Dass die "Privaten" schon immer die Amerikaner anhimmelten, ist seit Harald Schmidt und seiner Kopie der amerikanischen Late-Night-Show schlechthin nichts Neues, ja man kann ihnen nicht einmal einen echten Vorwurf machen, wenn man bedenkt, dass der Großteil der Bevölkerung und somit auch der Fernsehzuschauer begierig ist, sich amerikanisieren zu lassen. Die "Öffentlich-Rechtlichen" jedoch schienen sich diesem Trend erfolgreich widersetzt zu haben, bisher. Produktionen, wie die oben erwähnte, jedoch scheinen eher der Feder eines "AmericanTV-Fans" entsprungen zu sein, als Fernsehmachern der ersten und zweiten Programme. Wohlgemerkt nicht inhaltlich, sondern formal. Das heikle und wichtige Thema der Atomkraft wurde hier in eine Hülle gesteckt, die es an der nötigen Seriosität mangeln ließ und dem Anliegen wohl eher entgegengestanden haben dürfte, als es zu unterstützen. Merkwürdige Grafikspielereien und eine Vielzahl von Einschüben lockerten die Sendung nicht nur auf, sondern zerissen sie eher in einzelne Schnipsel. Und schließlich sollte auch bei einem Thema wie der Atomkraft nie der Eindruck von Einseitigkeit entstehen. Wer aber ausschließlich Gegner der Atomkraft zu Wort kommen lässt, der muss sich den Vorwurf der Befürworter, ihre Argumente außen vor gelassen zu haben, wohl oder übel gefallen lassen. Der Reportage des ZDFs wäre es, aus meiner Sicht der Dinge, sehr gut bekommen, diese Argumente aufzugreifen und sie direkt den Fakten und Gegenargumenten gegenüberzustellen. So wäre der Eindruck von Neutralität gewahrt geblieben, möglicherweise aber hätte das die vorgesehene Sendezeit überschritten. Und so verpassen die Rundfunkanstalten von ARD und ZDF eine weitere Chance sich deutlich von der Konkurrenz der vollends assimilierten Privaten abzusetzen.

Andererseits hört man dieser Tage auch, dass sogar der Gesetzgeber sich diesbezüglich hat infizieren lassen. So wurde der ARD untersagt, ihr umfangreiches Angebot auf tagesschau.de aufrecht zu erhalten. Die Privatsender setzten sich damit durch, dass ihnen ein erheblicher Nachteil daraus entstehe, wenn ihr Konkurrent auf seiner Seite sich nicht auf Bild- und Videomaterial beschränke, sondern auch Texte(!) verwende. Wer sich nun vor die Stirn schlägt, der teilt das Gefühl, das ich bei solchen Nachrichten hatte.

Montag, 12. Juli 2010

Verstandeslos

Dieses "Gedicht" ereilt mich sozusagen zeitversetzt zu einem Thema, mit dem ein Freund und ich uns mehrere Wochen beschäftigen durften. Diese Phase liegt nun ebenfalls mehrere Wochen zurück, vielleicht sollte ich sagen glücklicherweise, wer weiß, wie schlimm es geworden wäre, wenn nicht eine gewisse Distanz Einzug gehalten hätte.

Folgender Satz sei aber hier noch vorausgeschickt:
Die Gedanken sind's,
Nicht der Reim,
Die hier sollten wichtig sein.
Mit anderen Worten:
Ohren zu und durch!

Ein grüner Frosch sitzt an seinem Teich,
Mit einem Blick umher,
Sieht er die Libelle hier,
Und denkt sich noch:
"Die schnapp' ich mir"
Kamen Viele und sprachen jedoch:
"Nein, an dieser Stelle "denken" ist nicht helle!
Schließlich ist der Frosch nur ein Amphibien-Tier,
Doch beginnt zu menscheln er nun plötzlich hier!"
Na und?
Was wäre denn schließlich daran Falsches,
Wenn die Libelle nach dessen Denkung
Und nicht nach dessen Triebeslenkung
Runterglitt die dunkle Bahn des Halses?

P.S.: Den Tapferen, welche sich nicht durch die Ansammlung von Knittelreimen davon abhalten ließen, bis zum Ende zu lesen: Sehen Sie es positiv, es ist doch ein schönes Gefühl, wenn der Schmerz nachlässt, oder?

Samstag, 19. Juni 2010

Sprache

Ein kurzer Gedankengang zur Sprache (mehr oder minder).

Ein kluger Mann mit Namen Samuel Johnson hat mal gesagt, Sprache sei die Kleidung der Gedanken. Sprache ist die wichtigste kulturelle Errungenschaft des Menschen, weil sie uns endlich dazu gebracht hat, zumindest einige von uns, Konflikte und Missverständnisse nicht mit der Keule zu lösen. Darüber hinaus ist sie in mündlicher, später sogar schriftlicher Form das Werkzeug, das es uns ermöglicht, Wissen zu übertragen und zu vervielfältigen, sodass wir theoretisch nicht dazu verdammt sind, immer wieder dieselben Fehler, die bereits andere machten, zu wiederholen. Die Sprache macht Kommunikation umfangreicher und lässt uns Abstraktes ausdrücken oder Konkretes soweit abstrahieren, dass wir es auch anderen verständlich machen können.

Was ihr vorausgeht ist das Denken, das in ihr wiederum den Weg aus dem Kopf heraus gefunden hat. Der Mensch allerdings scheint manchmal das Sprechen noch vor das Denken zu stellen, so etwas wird gemeinhin als Politiker bezeichnet. Weit schwerwiegender ist jedoch der Irrtum, die Grenzen seiner Ausdrucksmöglichkeiten als die Grenzen seiner geistigen Umtriebe anzuerkennen.

Dienstag, 18. Mai 2010

Die Freiheit der Sonnenbrille

Dass sehr viele Menschen eine Sonnenbrille tragen, noch mehr eine haben, und fast alle eine haben möchten, ist nichts Neues. Dass eine Sonnenbrille allerdings die Antwort auf ein philosophisches Problem sein kann, das bereits Immanuel Kant gewälzt hat, wissen die Wenigsten.

Philosophie-Kurs, Dienstag, 9:35:
Unser Kurs sitzt, wieder einmal, über der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Eines der bekanntesten Werke Kants, die es in sich hat, sowohl inhaltlich als auch sprachlich. Kant konstruiert seine Gedankengänge in solchen Satzungetümen, die heute, leider, nur noch von den wenigsten Lesern durchdrungen werden. Das hat zur Folge, dass wir die deutsche Ausgabe seiner philosopischen Abhandlung übersetzen müssen, als hätte Immanuel Kant diese in Alt-Latein verfasst. In dieser beinah frustrierenden Atmosphäre gelingt es, trotzdem Lichtblicke zu erhaschen. Für die einen ist das die Hoffnung auf die eine oder andere Erkenntnis, für die anderen die Aussicht darauf, dass auch dieses Übel vorübergehen wird.

Heute versuchen wir das Prinzip von Heteronomie und Autonomie nach Kant nachzuvollziehen. Nach einigem Bemühen gelingt es uns sogar, aus den kantischen Gebilden mehrere Grundsätze herauszufiltern. So ist Autonomie für Kant die Fähigkeit, nach Gesetzen zu handeln, die mit Hilfe des kategorischen Imperativs zu bilden sind. Der hat verkürzt auch Eingang in unseren Alltag gefunden: "Was Du nicht willst, das man Dir tu', das füg' auch keinem ander'n zu". Kant selbst lehnt diese Formulierung ab, was, wenn man sich eine Weile mit seinen Gedanken beschäftigt, einleuchtet. Er bevorzugt eher folgenden Satz: "Handle stets nach derjenigen Maxime, von der Du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde". Wer Zeit und Lust hat kann sich mit diesen Formulierungen genauer beschäftigen, sollte aber auch das entsprechende Durchhaltevermögen mitbringen.

Zurück zum eigentlichen Thema: Wer also mit einem gewissen Sprachgefühl und etwaiigen Lateinkenntnissen hinter Autonomie so etwas wie "Selbstbestimmung" vermutet hat, liegt nicht unbedingt verkehrt. Trotzdem weitet sich bei Kant dieser Begriff eben auf das "allgemeine Gesetz" aus, was bedeutet, dass es allgemein gültig, also unabhängig von subjektiven Gelüsten und Zielen sein muss. Dies wiederum ist nämlich Heteronomie, sozusagen die "Fremdbestimmung". Damit meint Kant solche Fälle in denen der Mensch handelt, nicht nach dem kategorischen Imperativ, sondern von einem "Objekt" bestimmt. Wer also etwas tut, weil er damit ein bestimmtes Ziel verfolgt, ist heteronom. Wer nicht lügt, weil er seine Ehre nicht verlieren will, der ist heteronom. Wer aber nicht lügt, egal ob es nun seiner Ehre schadete oder nicht, der ist autonom.

Kant stellt aber in diesem Zusammenhang noch eine weitere These auf. Autonom kann nämlich nur der sein, der vernunftbegabt und nicht von einer "Naturnotwendigkeit" bestimmt, also frei ist. Vernunftlose Wesen sind so Kant immer von einer oder mehreren "Naturnotwendingkeiten", seien dies Naturgesetze oder von der Natur gegebene Instinkte, abhängig und somit heteronom. Das Beispiel hierzu stammt aus unserem Kurs-Gespräch:
Ein Löwe legt sich unter einen Baum, wenn die Sonne am Mittag zu heiß scheint. Der Löwe tut dies, weil er Flüssigkeit und Energie sparen muss. Wir Menschen als vernunftbegabte Wesen dagegen können uns eine Sonnenbrille aufsetzen und uns in die Sonne legen.

Heimweg, Dienstag, 13:35:
Mit solcherlei Gedanken im Hinterkopf weiß ich es 4 Stunden später erst so richtig zu würdigen, meine Sonnenbrille aufsetzen zu können, und radle nach Hause.

Freitag, 7. Mai 2010

Agnostizismus

Vor Kurzem hatte ich ein sehr merkwürdiges Erlebnis, das mich bis heute beschäftigt.


Als ich vor einigen Wochen mit dem Fahrrad fuhr, kam ich an einen Bahnübergang, die Schranken waren geschlossen. Ich stieg also von meinem Drahtesel und wartete. Eine ältere Dame, ebenfalls auf dem Fahrrad, kam und stellte sich neben mich. Sie drehte sich zu mir und meinte: "Es ist ja doch etwas kühler heute." Ich antwortete nur mit einem kurzen Nicken. "Ich habe mir heute Handschuhe anziehen müssen, Sie scheinen da ja etwas abgehärteter zu sein.", bemerkte sie mit einem Blick auf meine blanken Hände. "Es geht noch.", erwiderte ich. "Naja, ich habe heute ja schon gebetet, dass es wenigstens nicht regnet.", offensichtlich war ihr nach ein wenig Smalltalk zumute. Ich sah sie an und sagte: "Das wäre ja immerhin schon was, wenn es trocken bliebe."
Ich wandte mich wieder meinem Fahrrad zu. Umso kälter erwischte mich ihre nächste Frage:"Glauben Sie eigentlich an Gott?" Ich wandte mich ihr wieder zu und überlegte kurz:
"Ja, ich denke schon, dass es so etwas wie ein höheres Wesen gibt. Aber nicht unbedingt so, wie es beispielsweise das Christentum sieht." Sie schien ebenfalls kurz zu überlegen: "Ja, so habe ich auch 47 Jahre gelebt und dann habe ich mir gedacht, dass es so nicht weiter gehen kann. Man kann sich eben nicht aus allem das heraussuchen, was einem gefällt." Sie sah irgendwo in die Ferne, blickte wieder mich an: "Und nun bin ich in der Kirche, weil ich glaube, Gott ist nicht nur ein höheres Wesen, sondern auch hier bei uns und er liebt uns." "Wissen Sie, wenn ich so sehe, was gerade wieder über die Kirche in der Zeitung steht, dann bin ich mir sicher, dass das Christentum nicht unbedingt mein Weg ist.", versetzte ich. "Ja.", ihr Blick schweifte wieder ab. Und bevor Sie etwas erwidern konnte, gingen die Schranken hoch. Ich begann in die Pedale zu treten und hörte noch, wie sie mir ein "Gott segne Sie!" hinterherrief.

"Glauben Sie an Gott?" was für eine seltsame Frage für ein 5-Minuten Bahnübergangsgespräch. Eine Frage, die mich dazu brachte, wieder einmal über dieses Thema nachzudenken.

Als Grundschüler war ich im evangelischen Religionsunterricht, ich war aber nie richtig Christ, zumindest habe ich mich nie so gefühlt. Meine Eltern haben mir nie irgendwelche Vorschriften darüber gemacht, was ich zu glauben habe. Dementsprechend freigeistig habe ich mich mit dem Thema Glauben beschäftigt. Irgendwann habe ich mir dann überlegt, dass das Christentum mir nicht zusagt. Spätestens als ich von Dingen, wie den "heiligen" Kreuzzügen und der "heiligen" Inquisition, erfuhr, war ich mir dessen sicher. Ein Gott der es zulässt, dass seine Gläubigen in seinem Namen solche Taten ausführen, mit dem will ich nichts zu tun haben. Später, als ich vom zweiten Weltkrieg und Atombomben wusste, stellte sich mir die Frage, ob es überhaupt einen guten Gott geben kann. Solche Dinge konnten mit Sicherheit nicht von einem allgütigen Wesen, dass den Menschen als seine Lieblingskreation sieht, verantwortet worden sein.

Meine Besuche in Gotteshäusern hielten sich deswegen auch eher in Grenzen. Als ich in die Orientierungsstufe kam, hatte ich, da diese nicht länger auf dem Land lag, auch Kontakt zu anderen Nationalitäten. Ich freundete mich unter anderem auch mit einem Jungen an, dessen Vater Pakistani und Muslim war. Bei einem meiner Besuche luden sie mich ein, am Gebet teilzunehmen. Wir richteten also die Gebetsteppiche nach Mekka aus und ich folgte dem Beispiel der beiden. Es war eine interessante Erfahrung, deren Wert mir eigentlich erst im Nachhinein klar geworden ist.

Doch auch der Islam, dessen "Boshaftigkeit" durch alle Medien propagiert wurde, mir ist noch ein schöner Auftritt des Kabarettisten Hagen Rether diesbezüglich in Erinnerung, hat mich nicht überzeugt. Gerade beim Islam habe ich mir aber auch Gedanken darüber gemacht, dass er keine schlechtere Religion als andere darstellt. Im Gegenteil: Fundamentalismus und Fanatismus ist in beinah jedem Glauben eine Randerscheinung. Der Islam wird vor allem so sehr verteufelt, weil wir so wenig über ihn wissen und weil er so schön in mancher Leute Feindbild passt. Nichtsdestotrotz bin ich auch der Überzeugung, dass beispielsweise , nach allem, was mir darüber zu Ohren gekommen ist, die traditionelle Rolle der Frau im Islam ein Unding ist.

Der Aspekt des Fundamentalismus hielt mich auch vom Judentum und vom Hinduismus ab. Die einzige Glaubensgemeinschaft, von der ich noch nicht gehört habe, dass sie für ihren Glauben tötet, ist der Buddhismus. Religionszugehörigkeit ist für mich generell aber kein Argument für oder gegen eine Person. Suspekt wird mir jemand erst, wenn er so sehr von seinem Plan überzeugt ist, dass er bereit ist, dafür zu töten. Leute, die angeblich genau wissen, was gut für einen selbst ist, sind in meinen Augen äußerst fragwürdig.

Was bleibt also? Atheismus? Das war mir dann doch auch nicht recht. Eine vollkommen wissenschaftliche Welt ohne die beschützende Hand, oder wenigstens eine, die den Anstoß für alles andere gab, ist mir zu kalt. Mir, wie vielen Menschen, ist es wohl lieber, sich der Hoffnung einer personifizierten Antwort auf die Frage "Warum?" hinzugeben, und sei sie noch so trügerisch.

Vorerst kam ich somit zu dem Schluss, dass Religion eine Trost und Hoffnung spendende Sache sein kann, dass aus ihr heraus aber auch einige der blutigsten Konflikte entstanden sind, wobei diese leider nicht, wie die Kreuzzüge, der Vergangenheit angehören. Des Weiteren gibt es meiner Meinung nach keinen Widerspruch zwischen Wissenschaft und der Vorstellung eines "Schöpfers", sondern eher eine Verschiebung der Grenzen. Der Mensch ist auf seinem Weg auf das Feuer gestoßen, je weiter er das Feuer schürt, desto weiter erhellt es seine Umgebung. Trotzdem gibt es immer einen Teil, der außerhalb des Feuerscheins liegt. Dieser mag kleiner werden, aber er bietet genug Platz für die Phantasien des Menschen, wenn er sie wünscht. Und so lange es diesen Raum gibt, ist es meiner Meinung nach gut, wenn man ihn mit einer tröstenden Hoffnung füllt. Hass und Krieg gibt es schon in der Helligkeit genug.

Samstag, 10. April 2010

Ein Moment des Staunens

Er saß am Schreibtisch und war in ein seltsames Phänomen versunken. Obwohl er nie anders als durch seine Augen sah, gelegentlich unter Zuhilfenahme einer Brille, sah er sich nun über die eigene Schulter, so klar als ob er direkt hinter sich stünde. Sah er von hinten so aus? Sah es so aus, wenn er angestrengt nachdachte? Und wer dachte das gerade, wenn er sich doch von diesen Gedanken so entfernt fühlte, als wären sie die eines Fremden? Und wo war er gerade, wenn er sich gerade selbst beim Denken zuhörte? Kann sich der Geist vom Rest lösen? Und was bleibt dann noch übrig?
Jedenfalls war es ein sehr merkwürdiges Gefühl...befreiend, aber irgendwie auch ein bisschen befremdlich.

Freitag, 2. April 2010

Lesen? Lesen!! Lesen!!!

Ferien sind etwas Herrliches:
Zwei Wochen lang Freizeit, die erstmal nur mir gehören. Endlich nach dem eigenen Tages-Nacht-Rhythmus leben! Freunde treffen, Musik hören, gute Filme schauen und...jawoll Bücher lesen! Ja, irgendwann sollte man dann vielleicht noch Zeit für etwaiige Vorbereitungen bezüglich der nach den Ferien liegenden Zeit treffen, aber das hat ja, haha, Zeit.

Das erste Buch ist schnell gefunden, aufgeschlagen und verschlungen. Ich hatte es ja auch schon vor den Ferien angefangen. Dann das Nächste, mit einiger Verzögerung,(um es Homo fabersch zu sagen) weil Treffen mit Freunden über mehrere Tage. Danach geht es weiter. Und wieder einmal stehe ich vor der Qual der Wahl. Entweder ich lese weiter und erfahre, wie es weitergeht, oder ich lese nicht, mit dem guten Gewissen, dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist.

Es ist schon ein Kreuz mit Büchern, gerade in den Ferien, wenn mein Bücherkonsum dermaßen ansteigt, dass kein Druckwerk vor mir sicher ist. Eben noch freue ich mich auf die kommenden 767 Seiten, da merke ich mit Schrecken, dass ich bereits auf Seite 596 bin. Es ist dieses der Sucht ähnelnde "Komm nur eins noch!". Tja, und ehe man sich versieht sind aus dem einen Kapitel jede Menge geworden. Natürlich werden die verbleibenden 171 Seiten noch mehr als ein Kapitel umfassen, aber wenn einen erst mal wieder die Leserage gepackt hat, ist es schwer aufzuhören.

Ja, ich habe es dann doch durchgelesen, komisch, danach fühlt man sich immer ein bisschen geknickt. Eben noch im siebten Bücherhimmel, weil die Geschichte in vollem Gange ist und dann starrt man ungläubig auf die nächste, diesmal weiße Seite und will nicht wahrhaben, dass es schon vorbei sein soll. Was nun? Meistens helfe ich mir damit, gleich das nächste Buch anzufangen, was dann immerhin dazu führt, dass man den Bücherentzug nicht zu lange spürt. Es ist schon seltsam wie sehr Bücher einem suchterzeugenden Stoff ähneln. Und dabei vollkommen ohne Nebenwirkungen! Naja fast jedenfalls. Nahrungsaufnahme und andere lästige Nebensächlichkeiten, wie Schlaf, etc. können auch mal warten. Nur noch ein Kapitel, dann kann ich ja das Licht ausmachen. Was, so spät schon? Seltsam eben war es doch erst, ja okay, auch schon spät. Ach was, schließlich sind ja Ferien! Ich kann ja morgen ausschlafen...

Nach zwei Wochen sind die Nebenwirkungen dann doch unübersehbar. Die Vorbereitungen, denen ich, weil ich ja wusste, dass ich zwei Wochen Zeit für sie haben würde, immer noch schnell ein Kapitel vorgeschoben habe, muss ich nun in den letzten Stunden erledigen. Vor allem die spätnächtlichen Lesetouren, so schön sie auch immer sind, fordern aber ihren Tribut und so brauche ich meist die erste Woche nach den Ferien, um auszuschlafen und wieder einen, etwaiigen Verpflichtungen angemesseneren Tag-Nacht-Rhythmus einzuüben. Aber macht ja nichts, die nächsten Ferien kommen bestimmt!

Montag, 15. März 2010

Ein turbulentes Wochenende

Wie manch anderer aus unserer Mitte war auch ich dem Irrglauben aufgesessen, mein Immunsystem wäre unbezwingbar. Doch am letzten Wochenende wurde ich auf eindrucksvolle Weise eines Besseren belehrt.

Es begann an einem Freitag wie jeder andere, nein, das stimmt so nicht, er war nicht wie jeder andere Freitag, das ist nebenbei bemerkt ja sowieso nur eine Formulierung für solche Personen, die nicht in der Lage sind ihre Augen weit genug zu öffnen, um das Besondere eines Freitages zu erkennen.
Nun wie auch immer, die Welt machte es mir an diesem Freitag einfach, den prägenden Unterschied zu allen anderen Freitagen meines Lebens zu finden. Ja, natürlich, haha, war das Datum im Gegensatz zu allen anderen Freitagen ein anderes, viel wichtiger war jedoch die Tatsache, dass ich hier meine zweite Klausur in diesem Semester in einem Leistungskurs schreiben musste. Deutsch, im Prinzip kein Problem. Die Probleme begannen erst etwa eine Stunde später.

Mathe-Grundkurs...ja, ich weiß. Aber das war noch nicht Alles. Zu diesem Übel kam noch der Umstand hinzu, dass dies die letzte Stunde vor der Klausur war. Und auch das war noch nicht das Schlimmste. Das war das Gefühl, das irgendein böser Kobold hartnäckig versuchte, meinen Kopf mit einem sehr großen Hammer in seine Einzelteile zu zerlegen.
Die ohnehin angeschlagene Konzentrationsfähigkeit, und ich hatte ehrlich versucht, diese aufzubringen, war dahin. Nach quälenden 90 Minuten endete auch diese Phase und ich durfte mich auf die Heimfahrt machen.

Dort angekommen verschwendete ich keine Zeit und verzog mich in das Einzige, das nicht bedrohlich vor meinen Augen schwankte:
Mein Bett. Nach mehreren Stunden Schlaf würde dieser unliebsame Zwischenfall sicher ein Ende gefunden haben. Es war bestimmt nur ein Stau an euphorischen Botenstoffen, die meinem Gehirn alle gleichzeitig Bescheid sagen wollten, dass sowohl eine wichtige Klausur, mit einem guten Gefühl abgegeben, hinter- und ein ganzes Wochenende vor mir lag. Nach einem recht angenehmen Schlaf versuchte ich, aus dem Bett zu kommen. Allerdings schien der böse Kobold darauf gewartet zu haben, um mir einen weiteren "RUMMS" Schlag mit seinem Hammer verpassen zu können. Ich sank zurück und dachte darüber nach, wieso der Stau der Botenstoffe sich nicht inzwischen hatte auflösen können. Klar, trockene Fahrbahn, Botenstoffe kleben fest, zwei Gläser Wasser sollten das Problem beheben können. Und dann nichts wie ran an den Stoff für die nächste anstehende Klausur, Politik-LK am Montag.

Nachdem der Kobold irgendwie seinen Hammer verloren hatte, stattdessen nur noch mit einem Gürtel, den er ein wenig zu eng um meinen Kopf geschnallt zu haben schien, bewaffnet war, ging ich also ans Werk. Doch die Konzentration blieb aus. Nachdem ich zum dritten Mal den ersten Absatz über den UNO-Einsatz in Darfur gelesen hatte, gab ich auf. Ich verbrachte den Rest des frühen Abends mit Verwünschungen über den vermaledeiten Kobold, der augenscheinlich seinen Hammer wiedergefunden hatte. Um mich ein wenig von dessen Treiben abzulenken, beschloss ich Fernsehen zu schauen. Und da zeigte sich geradezu prophetisch auf Tele5 "Tim Burton's The Corpse Bride", ein Film, der ohne meine Voraussetzungen als grandios kongruent in Gehalt und Gestalt ( ;) ) und eine echte Leistung beurteilt werden hätte müssen, in Anbetracht meines Zustandes jedoch schon einen gewissen Galgenhumor erforderte. Nichtsdestotrotz ein gelungener Film, den ich mir gern angeschaut habe.

Das der Film schon um 21:45 enden sollte, überraschte mich zunächst, war mir aber dann doch recht, weil der böse Kobold seine Freunde eingeladen zu haben schien. Ich wechselte zitternd von meinem Platz unter der Decke auf dem Sofa an den anderen Platz unter der Decke in meinem Bett. Die Nacht bestand aus Momenten eisiger Kälte, in denen mich irgendein anderer Kobold ins Eisfach gesteckt zu haben schien, und glühender Hitze, in denen ein weiterer Kobold seinem Freund die Vorzüge eines Dampfkochtopfes vorzuführen beschlossen hatte. Das Gefühl des völligen Ausgedörrtseins musste einem zusätzlichen Kobold große Freude bereiten, denn auch dieses plagte mich mehrmals.

Am nächsten Morgen raffte ich mich zu einem Brötchen auf, um schleunigst wieder ins Bett zu verschwinden. Der nun folgende Schlaf war wieder von meinem ersten Peiniger begleitet, oder er war nie weg nur hinter seinen anderen Freunden verborgen? In kurzen wachen Momenten las ich, was für die Politikklausur von Belang hätte sein können. Ich stellte nun fest, dass der erste Kobold auch auf meine Augen eindrosch, die sich nun immer häufiger weigerten, offen zu bleiben. Der Dampfkochtopf erfreute sich währenddessen wachsender Beliebtheit. Am Abend war immer noch kein Appetit in Sicht und so schlief ich einfach bis zum nächsten Morgen durch.

Am Sonntagmorgen hatte ich endlich einen Weg aus dem Topf gefunden. Auch war mir auf einmal aufgegangen, dass ich an diesem Tag einen Freund hatte treffen wollen, mit dem ich Vorkehrungen für die herannahende Matheklausur treffen wollte. Ich musste mich entscheiden, abzusagen, interesannterweise erhielt ich in dem Moment, da ich ihn anrief, von ihm den Hinweis, das er gerade mich hatte anrufen wollen, um dasselbe in die Wege zu leiten. So verbrachte ich den Tag mit weiterem Politikstudium, bis mich die Idee befiel, ein wenig noch zu entspannen, um die Kobolde, die anderweitig beschäftigt schienen, nicht wieder auf mich aufmerksam zu machen. Besonders der mit dem Hammer sollte bloß wegbleiben. So kam es und meine einsetzende Genesung wurde von "WALL-E" unterstützt, den ich endlich, nach Jahren des bloßen "Höhrensagens" selbst sehen konnte. Ein Erlebnis.

Inzwischen glaube ich, bin ich sowohl von all den fiesen Kobolden, wobei mir einer wohl noch im Halse steckt, als auch von der Fieberwahnvorstellung, unkrankbar zu sein, genesen. Ich wünsche allen in diesem Sinne eine gute Besserung!

Freitag, 26. Februar 2010

Zwei Dinge

"Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Beim Universum bin ich mir nicht sicher." - Albert Einstein

Zwei Dinge sind menschlich: Irren und das Geld. Ich glaube, dass diese beiden Dinge sehr eng miteinander verknüpft sind. Es ist doch schließlich sehr erstaunlich, das der Mensch eine allein auf seinem Verstand beruhende Kreation ihn dermaßen kontrollieren lässt, dass er sich nicht mehr von ihr befreien kann oder überhaupt will.

"Geld regiert die Welt" heißt es, und es stimmt! Geld ist so allgegenwärtig, dass selbst jene, die nicht den ganzen Tag damit beschäftigt sind, mehr davon anzuhäufen, nicht darum herumkommen. Geld stinkt zwar nicht, aber es verdirbt den Charakter, zumindest bei sehr vielen Menschen. Wer also ist auf die Idee gekommen, das Konto der Pandora zu öffnen? Wer hat damit angefangen sich einem fiktiven Herrn gegenüber zu versklaven, der doch nichts weiter ist, als ein auf Vereinbarung fußendes Stück Papier, dass nicht satt machen kann? Das ganz im Gegenteil einen unstillbaren Hunger in den Menschen weckt, den sie so sehr sie sich auch mühen mögen, doch nicht stillen können. Sie tun alles, um mehr zu bekommen, sogar wenn das auf Kosten ihrer Umwelt geht. Damit sind natürlich nicht nur die Menschen gemeint.

Aber was könnte man dagegen tun? Gut, ein Tauschhandel Kuh gegen Schwein und einen Wollpullover, wie es ihn einmal gegeben haben mag, ist natürlich unmöglich. Das Geld ist ja auch an sich keine schlechte Einrichtung. Beängstigend ist nur, dass Geld nicht allein einen Gegenwert für das Schwein und den Wollpullover darstellt. Es ist ein Machtmittel, das so großen Einfluss besitzt, dass derjenige, der es sein Eigen nennt, es hortet und vermehren will, auch wenn er weder ein Interesse an Schweinen noch an Wollpullovern, geschweige denn an Kühen hat oder mit seinem Geld mehr davon kaufen könnte als er in seinem Leben braucht. Und nicht nur das, sondern der Egoismus, der sich bestimmt nicht besser zeigen lässt, als an der Eigenart des Menschen sein Geld mit niemandem zu teilen, und wenn, dann weil ihm der andere nahe steht, oder weil er doch noch ein bisschen von seinem Gewissen in einer dunklen Ecke gefunden hat. Die dunkle Ecke, in der es sich verstecken musste, seit der Mensch es als hinderlich beim Gelderwerb empfunden hat.

Mittwoch, 17. Februar 2010

Einer der schönsten Tage überhaupt!

Also ich geh als Spielverderber"-anonymer Verfasser-

Baamba...Baamba...Baamba!
Endlich hat das ein Ende. Endlich ist die fünfte Jahreszeit zu Ende. Endlich findet sich am heutigen Tage statt Karnevalssitzungen auf allen Kanälen endlich wieder der "normale" Schwachsinn.

Noch schöner fand' ich aber den Tagestipp meiner TV-Information am gestrigen Tage: Man höre und staune, es handelte sich nicht um "Mainz wie es singt und lacht" oder "Mer lasse de Dom in Kölle", nein, es war eine Reportage über eine Notaufnahme in der Kölner Altstadt, die sich um die Härtefälle des Kölner Karnevals kümmert. Und nein, die Notaufnahme ist kein innovativer Name eines Faschingveranstalters für seine Lokalität und mit den Härtefällen sind auch nicht alle Narren gemeint, sondern jene Jecken, die so jeck waren, dass ihre Feier im Krankenhaus endet. Welch erfrischende Abwechslung in der sonst so eintönigen Fernsehlandschaft, die einem immer und überall krankhaft gute Laune einzuimpfen versucht.

Mal ehrlich, was ist so toll daran, sich in irgendeinen abartigen Fummel zu werfen und besoffen durch die Gegend zu torkeln? Ich meine, sonst stört es die Menschen doch auch nicht, wenn für jeden ersichtlich ist, wer sich da unter Alkoholeinfluss zum Affen macht. Und das wäre ja nicht einmal so schlimm, schließlich soll jeder tun, wovon er denkt, dass er sich nicht zum Narren macht (Baamba...Baam...Sie kennen das ja schon).

Was wirklich Nerven kostet, ist die unausweichliche "Berichterstattung" in den Medienanstalten, die einem so lange das närrische Treiben um die Ohren hauen, bis man sich nur noch wünscht, ganz weit weg zu sein oder wenigstens abschalten zu dürfen. Wer hat diesen Leuten den Floh ins Ohr gesetzt, dass die ganze Welt von Mitte Januar bis Aschermittwoch nichts Anderes interessiert als Karneval.

Gut, wir Norddeutschen werden gern mal als humorlos, verklemmt und abweisend beschrieben, aber wenn die Alternative so aussieht, dann zieh ich doch lieber noch ein bisschen weiter in den Norden auf der Suche nach ein bisschen Meer (Baa...Entschuldigen Sie bitte), ich meinte natürlich mehr trockenem nordischen Humor, der mir ehrlich gesagt, sowieso sehr viel lieber ist.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Eine kleine Theoriensammlung

Und hier die Aussichten: In der nächsten Zeit wird es vor allem heiter bis schwachsinnig, mancher Orts kann es aber auch zu Wahnsinn kommen.

Dass das Busfahren an sich sowohl schön als auch grausam sein kann, wurde bereits an anderer Stelle erwähnt, was aber passiert, wenn der alltägliche, einen ständig umgebende Busfahrtwahnsinn übergreift, davon soll hier die Rede sein.

Theorie Nr. 1: "Das Bildungssystem öffentlicher Verkehrsmittel"; am 12.01.2010, 15:43
In unserem Gremium* ist anlässlich einer Beobachtung, die während der Vorbeifahrt an einem Bahnhof gemacht wurde, folgender Beschluss gefasst worden:
Öffentliche Verkehrsmittel besitzen großes Potential als öffentliche Bildungsstätte.
Der Unterricht erfolgte dabei wie folgt:
An jeder ersten Haltestelle einer Strecke steigen neben den Passagieren Lehrkräfte ein, die jene während der Fahrt in ihrem jeweiligen Fachgebiet unterrichten. Bei den unverschämt teuren Preisen für Bahntickets ließe sich mit Sicherheit Geld zur Finanzierung abzweigen. So können noch kurz vor Erreichung des eigentlichen Ziels Qualifikationen erworben werden, die dort benötigt werden. Für die Einteilung ist ja bereits hinreichend gesorgt, abteilweise könnte sich hier für jeden Geschmack der richtige Lehrgang finden lassen. Vor allem die Kompetenz zur Konzentration und zur informativen Wiedergabe des Erlernten würde aufgrund der zusteigenden Passagiere gefördert.

Theorie Nr. 2: "Das Zertreten-Theorem"; Datum und Uhrzeit nicht klar rekonstruierbar
Im Zuge der Diskussion um ein möglichst überzeugendes Argument der Würdezuweisung für Mensch und Tier, hat sich unser Gremium* zu folgendem Entschluss durchgerungen:
Die Würde sowohl von Mensch als auch Tier lässt sich am sogenannten "Zertretenpotential" erkennen. Das Zertretenpotential ist eine Messgröße, die im Vergleich zwischen zwei Spezies Anwendung findet. Ist bspw. Spezies A in der Lage Spezies B zu zertreten, so ist es in der Würdeskala höher anzusiedeln, es ist damit der so genannte "Zertretoar". Ist Spezies A nicht in der Lage dazu, Spezies B aber sehr wohl befähigt A zu zertreten, ist dementsprechend B höher angesiedelt. Damit ist aber auch klar, kann A B nicht zertreten, B aber auch nicht A, so sind sie darauf angewiesen eine weitere Vergleichsspezies zu finden. A und B sind so lange auf ein Niveau zu setzen, dieser Zustand ist als "Unzertretable" definiert.
Ungeklärt ist bisher, wie solche Lebewesen, die nicht in der Lage sind die Bewegung des "Zertretens" auszuführen, zu bewerten sind, offensichtlich scheint jedoch, dass bei einem Gegenüber, dessen Zertretenpotential nicht eindeutig geklärt ist, stets Vorsicht geboten ist, falls dieses sich doch in der Rolle des "Zertretoars" befindet.

Theorie Nr. 3: "Das EBS - oder des Bildungssystems öffentlicher Verkehrsmittel zweiter Teil"; 13.01.2010, 7:52
In Hinblick auf den Bildungsnotstand in unserem Land hat unser Gremium* folgenden Beschluss für notwendig befunden:
Neben den Bahnen werden nun auch Busse zur Fortbildung der Fahrgäste genutzt. Dabei wird eine Einteilung in zwei Bereiche vorgenommen, wir nennen sie hier der Einfachheit halber "vorn" und "hinten". Im "Vorn" wird der Unterricht stattfinden, bei dem der Busfahrer zugleich die Rolle der Lehrkraft einnimmt. Dies mag zunächst gewagt klingen, besticht aber bei genauerer Betrachtung durch seine Vorzüge. Die Lehrkraft oder der Busfahrer im Folgenden "Driving Teacher" genannt, hat in seiner exponierten Position vor allem Überblick über die Sitzreihen des "Vorn", sein Arbeitsplatz hat zudem viele Hilfsmittel der Lehrtätigkeit bereits installiert. Dazu gehören, um nur einige zu nennen, der integrierte Lautsprecher, der es dem Driving Teacher ermöglicht, überall verständlich zu sein und sich nötigenfalls auch den ihm gebührenden Respekt zu verschaffen, ohne sich die Stimmbänder zu ruinieren. Die bisher als "Sonnenschutz" missverstandene Stoffbahn an der Frontscheibe ließe sich als Projektionsfläche nutzen, der Rückspiegel, der bisher nur Übersicht über den Verkehr gewährt ist auch dazu geeignet, um die Schülerschaft im Blick zu behalten und die Situation des "Jetzt, wo er mir den Rücken zuwendet, kann ich ja was Anderes machen" lässt sich so ausschalten.
Im EBS (dem EducatingBusSystem) bietet sich die Chance für einen Neuanfang, bei dem strenge Zulassungsprüfungen einen durchweg qualifizierten Lehrkörper garantieren. Dem gegenüber stünde der mit Nieten durchsetzte Lehrkörper der gewöhnlichen Lehranstalten, was uns auch eine gute Ausgangsposition im Wettbewerb sicherte. Der Beruf des Busfahrers gewinnt darüber hinaus an Attraktivität, was eine zusätzliche Qualitätssteigerung zur Folge hat. Umschulungen motivierter Lehrkräfte gewöhnlicher Lehranstalten, könnten die Erfahrung der Etablierten für das Projekt sichern. Damit wird der allerorts zunehmende Lehrerverdruss der Schüler erstickt und durch Motivation und Freude ersetzt.
Im "Hinten" wird dann für die nicht zu belehrenden seichte Unterhaltung geboten, was einen noch störungsfreieren Unterricht ermöglicht.

*Die Zusammensetzung wird aus offensichtlichen Gründen nicht genannt

Freitag, 8. Januar 2010

Hörenswert

Ich bin kein Hip-Hop-Fan, aber das gefällt mir und zwar nicht nur, weil ich ihn persöhnlich kenne, sondern weil er gute Musik macht.
Also sage ich Ihnen: Wenn Sie "Wortlos" verpasst haben, dann ist hier Ihre Chance.
Wenn Sie bereits "Wortlos" gehört haben, dann wissen Sie ja, was Sie zu verpassen drohen.

Endlich ist es da:
Notas' neues Album "Teufelsjunge", runterladen und hören!


http://www.myspace.com/notasmusic