Montag, 15. März 2010

Ein turbulentes Wochenende

Wie manch anderer aus unserer Mitte war auch ich dem Irrglauben aufgesessen, mein Immunsystem wäre unbezwingbar. Doch am letzten Wochenende wurde ich auf eindrucksvolle Weise eines Besseren belehrt.

Es begann an einem Freitag wie jeder andere, nein, das stimmt so nicht, er war nicht wie jeder andere Freitag, das ist nebenbei bemerkt ja sowieso nur eine Formulierung für solche Personen, die nicht in der Lage sind ihre Augen weit genug zu öffnen, um das Besondere eines Freitages zu erkennen.
Nun wie auch immer, die Welt machte es mir an diesem Freitag einfach, den prägenden Unterschied zu allen anderen Freitagen meines Lebens zu finden. Ja, natürlich, haha, war das Datum im Gegensatz zu allen anderen Freitagen ein anderes, viel wichtiger war jedoch die Tatsache, dass ich hier meine zweite Klausur in diesem Semester in einem Leistungskurs schreiben musste. Deutsch, im Prinzip kein Problem. Die Probleme begannen erst etwa eine Stunde später.

Mathe-Grundkurs...ja, ich weiß. Aber das war noch nicht Alles. Zu diesem Übel kam noch der Umstand hinzu, dass dies die letzte Stunde vor der Klausur war. Und auch das war noch nicht das Schlimmste. Das war das Gefühl, das irgendein böser Kobold hartnäckig versuchte, meinen Kopf mit einem sehr großen Hammer in seine Einzelteile zu zerlegen.
Die ohnehin angeschlagene Konzentrationsfähigkeit, und ich hatte ehrlich versucht, diese aufzubringen, war dahin. Nach quälenden 90 Minuten endete auch diese Phase und ich durfte mich auf die Heimfahrt machen.

Dort angekommen verschwendete ich keine Zeit und verzog mich in das Einzige, das nicht bedrohlich vor meinen Augen schwankte:
Mein Bett. Nach mehreren Stunden Schlaf würde dieser unliebsame Zwischenfall sicher ein Ende gefunden haben. Es war bestimmt nur ein Stau an euphorischen Botenstoffen, die meinem Gehirn alle gleichzeitig Bescheid sagen wollten, dass sowohl eine wichtige Klausur, mit einem guten Gefühl abgegeben, hinter- und ein ganzes Wochenende vor mir lag. Nach einem recht angenehmen Schlaf versuchte ich, aus dem Bett zu kommen. Allerdings schien der böse Kobold darauf gewartet zu haben, um mir einen weiteren "RUMMS" Schlag mit seinem Hammer verpassen zu können. Ich sank zurück und dachte darüber nach, wieso der Stau der Botenstoffe sich nicht inzwischen hatte auflösen können. Klar, trockene Fahrbahn, Botenstoffe kleben fest, zwei Gläser Wasser sollten das Problem beheben können. Und dann nichts wie ran an den Stoff für die nächste anstehende Klausur, Politik-LK am Montag.

Nachdem der Kobold irgendwie seinen Hammer verloren hatte, stattdessen nur noch mit einem Gürtel, den er ein wenig zu eng um meinen Kopf geschnallt zu haben schien, bewaffnet war, ging ich also ans Werk. Doch die Konzentration blieb aus. Nachdem ich zum dritten Mal den ersten Absatz über den UNO-Einsatz in Darfur gelesen hatte, gab ich auf. Ich verbrachte den Rest des frühen Abends mit Verwünschungen über den vermaledeiten Kobold, der augenscheinlich seinen Hammer wiedergefunden hatte. Um mich ein wenig von dessen Treiben abzulenken, beschloss ich Fernsehen zu schauen. Und da zeigte sich geradezu prophetisch auf Tele5 "Tim Burton's The Corpse Bride", ein Film, der ohne meine Voraussetzungen als grandios kongruent in Gehalt und Gestalt ( ;) ) und eine echte Leistung beurteilt werden hätte müssen, in Anbetracht meines Zustandes jedoch schon einen gewissen Galgenhumor erforderte. Nichtsdestotrotz ein gelungener Film, den ich mir gern angeschaut habe.

Das der Film schon um 21:45 enden sollte, überraschte mich zunächst, war mir aber dann doch recht, weil der böse Kobold seine Freunde eingeladen zu haben schien. Ich wechselte zitternd von meinem Platz unter der Decke auf dem Sofa an den anderen Platz unter der Decke in meinem Bett. Die Nacht bestand aus Momenten eisiger Kälte, in denen mich irgendein anderer Kobold ins Eisfach gesteckt zu haben schien, und glühender Hitze, in denen ein weiterer Kobold seinem Freund die Vorzüge eines Dampfkochtopfes vorzuführen beschlossen hatte. Das Gefühl des völligen Ausgedörrtseins musste einem zusätzlichen Kobold große Freude bereiten, denn auch dieses plagte mich mehrmals.

Am nächsten Morgen raffte ich mich zu einem Brötchen auf, um schleunigst wieder ins Bett zu verschwinden. Der nun folgende Schlaf war wieder von meinem ersten Peiniger begleitet, oder er war nie weg nur hinter seinen anderen Freunden verborgen? In kurzen wachen Momenten las ich, was für die Politikklausur von Belang hätte sein können. Ich stellte nun fest, dass der erste Kobold auch auf meine Augen eindrosch, die sich nun immer häufiger weigerten, offen zu bleiben. Der Dampfkochtopf erfreute sich währenddessen wachsender Beliebtheit. Am Abend war immer noch kein Appetit in Sicht und so schlief ich einfach bis zum nächsten Morgen durch.

Am Sonntagmorgen hatte ich endlich einen Weg aus dem Topf gefunden. Auch war mir auf einmal aufgegangen, dass ich an diesem Tag einen Freund hatte treffen wollen, mit dem ich Vorkehrungen für die herannahende Matheklausur treffen wollte. Ich musste mich entscheiden, abzusagen, interesannterweise erhielt ich in dem Moment, da ich ihn anrief, von ihm den Hinweis, das er gerade mich hatte anrufen wollen, um dasselbe in die Wege zu leiten. So verbrachte ich den Tag mit weiterem Politikstudium, bis mich die Idee befiel, ein wenig noch zu entspannen, um die Kobolde, die anderweitig beschäftigt schienen, nicht wieder auf mich aufmerksam zu machen. Besonders der mit dem Hammer sollte bloß wegbleiben. So kam es und meine einsetzende Genesung wurde von "WALL-E" unterstützt, den ich endlich, nach Jahren des bloßen "Höhrensagens" selbst sehen konnte. Ein Erlebnis.

Inzwischen glaube ich, bin ich sowohl von all den fiesen Kobolden, wobei mir einer wohl noch im Halse steckt, als auch von der Fieberwahnvorstellung, unkrankbar zu sein, genesen. Ich wünsche allen in diesem Sinne eine gute Besserung!