Freitag, 21. August 2009

Und, schon was vor?

"Und, was hast 'e so am Wochenende gemacht?"
"Puuh, keine Ahnung, Du."
"Wie? Du musst doch wissen was du gemacht hast!"
"Joa, ich war auf 'ner Party natürlich."
"Achso, dann is' ja klar."
"Irgendwer meinte, wir hätten uns da unterhalten, aber ich konnt' mich nich' erinnern."
"Geht mir auch immer so..."
„Voll derbe, sach ich dir, wir ham so ein' reingeballert!“

Kommt Ihnen das bekannt vor? Ja? Und Sie können sich daran erinnern? Tja, dann gehören Sie zu der Gruppe, die mit innerlichem Kopfschütteln dem montäglichem Smalltalk lauscht, oder sind Sie sogar dabei gewesen? Und wissen, mit wem sich der Gute unterhalten hat?
Mir ging es vor Kurzem wieder einmal so. Und mir stellt sich wieder einmal die Frage, was ist das für eine Vorstellung, die dafür sorgt, dass man sich daran misst, wie wenig man noch weiß oder wie oft man sich übergeben musste? Beides sind schließlich nicht weniger als Zeichen einer akuten Alkoholvergiftung. „Ja, und? Hauptsache is der Spaß.“ Da ist dann die Frage, was ist das für ein Spaß, den ich mit einem Filmriss wieder loswerden muss? Gibt es denn kein anderes gesellschaftliches Ereignis für diese Generation als das kollektive Besäufnis? Muss zu einer Party auch immer ein übermäßiger Konsum von Spirituosen gehören? Und ist eine Party nur dann gelungen, wenn ich mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern kann, wie ich, bestenfalls, in (m)ein Bett gekommen bin? Ich bin da zwar durchaus anderer Meinung, aber es scheint für einen großen Teil genau so zu sein.
Wenn ich dann daran denke, dass wir als kleine Kinder uns immer um die Wette von Drogen/Genussmitteln losgesagt haben: „Wenn ich in das Alter komme, dann fasse ich nie Drogen an und Zigaretten auch nicht; vielleicht mal ein Bier oder so...“ oder „Ich werd' nie rauchen und illegale Sachen sowieso nicht und Alkohol, der stinkt und wenn der genauso schmeckt dann geh ich da nie ran!“ und „Du weißt wie Alkohol riecht? Ich bin immer ganz weit weg, wenn meine Eltern mal was trinken!“ oder „MEINE Eltern trinken sowieso nicht und rauchen tun sie auch nicht!“
Tja, so war das damals, zumindest in der Gegend, in der ich Kind war.
Und heute? Raucher kenne ich nicht so viele, aber es gibt schon ein paar, und Leute die Alkohol trinken?Nun, es ginge wohl schneller, die aufzuzählen, die nicht trinken. Im Prinzip bleibt das ja auch jedem selbst überlassen und an einem Schluck ab und zu ist wohl auch nichts weiter auszusetzen.Was mich erschreckt, ist die Einstellung, die sich bei manch einem etabliert zu haben scheint: Nicht Alkohol als mögliches(nicht nötiges) Beiwerk bei Unterhaltung oder Ähnlichem, sondern vor allem „saufen“ und irgendetwas nebenher. Was sich in diesem Zusammenhang auch häufig beobachten lässt, ist, dass die Gespräche sich hauptsächlich auch mit dem beschäftigen, was im Glas ist.
Man kann da eigentlich bloß hoffen,dass dies nur eine vorübergehende Erscheinung ist. Auch wegen des bemitleidenswerten Krankenhauspersonals das Wochenende für Wochenende neben den eigentlichen Patienten auch noch eine Flut von Alkoholvergiftungen betreuen muss.