Freitag, 13. November 2009

Another fucking Medienereignis

Da ist es wieder, davor haben uns die Kritiker immer gewarnt. Der Untergang des Abendlandes respektive der ganzen Welt sind seine Medien.

Ein Sportler bringt sich um und uns und der Medienwelt fällt nichts Besseres ein, als das Ganze zu vermarkten. Alle Sender reihen sich in die Exklusivberichterstattung ein, was für ein Quatsch. Jeder will ein Stück vom Trauerkuchen abhaben. Plötzlich kennen alle Leute Enke, wussten schon immer oder hätten nie gedacht, dass... Die ganze Welt trauert um Enke, tatsächlich? Überall Enke, man kommt nicht an ihm vorbei, erstaunlich, als Lebender hat er nie so viel Aufmerksamkeit bekommen.

Die Zuschauer starren gebannt, wenn eine völlig aufgelöste Ehefrau ihr Privatleben vor der Öffentlichkeit ausbreitet, über Probleme, Sorgen und Ängste spricht. Die einen wollen irgendwie Anteilnahme signalisieren und den anderen wird es einfach zu viel.

Was erreichen wir denn, wenn wir Aasgeiern gleich über den Trümmern eines Lebens kreisen, gierig nach jedem Fetzen lechzen, der sich irgendwo zeigt? Ehren wir das Vermächtnis Enkes, den Menschen Enke, wenn seine Frau und jede geringste ihrer Bewegungen 500-fach fotographiert wird? Nein. Alle Medien überschlagen sich, um uns auch noch den letzten Rest Enkes Lebens präsentieren zu können. Ist er denn wichtiger, als jedes andere Suizidalopfer?

Und das Publikum konsumiert reflektionslos dieses wie alles andere auch. Und nach zwei Wochen ziehen Fotographen und Kamerateams wieder ab, zurück bleibt eine zerstörte Familie und der Dreck, der bei solchem Rummel immer anfällt. Die Betroffenheitsbekundungen und all die anderen Lippenbekenntnisse werden weniger und der Alltag gewinnt wieder an Boden.

Wer profitiert davon? Derjenige, der es den Menschen verkauft hat. Und die waren wenigstens für eine gewisse Zeit vom eigenen Elend abgelenkt, weil man sich freuen konnte, dass man nicht selbst von so etwas betroffen ist. Davon wird mir schlecht.

Freitag, 6. November 2009

Wer wird denn gleich wettern

Der Herbst ist mir eine der liebsten Jahreszeiten, zumindest wenn es dunkel ist und regnet oder hell und sonnig. Dass ich diese Meinung nicht mit Vielen teile, ist wahrscheinlich, aber da ich auch noch Geburtstag in dieser Zeit habe, habe ich mir vorgenommen, sie mal ein bisschen in Schutz zu nehmen.

Wetter im Allgemeinen und das Herbstwetter im Besonderen ist sowieso eine seltsame Sache. Wenn tatsächlich jemand wie Petrus das Wetter von oben regelt, ist er eine ziemlich arme Sau. Die Menschen und, zumindest gefühlt, besonders die Deutschen haben zu ihrem Wetterpatron ein schwieriges Verhältnis. Dass Bauern sehr häufig jaulen und noch häufiger über das Wetter, lässt sich schon beinahe mit Sicherheit sagen. Aber auch der Otto-Normal-Deutsche beschwert sich mit Vorliebe über das, was uns witterungstechnisch geboten wird. Ist es sonnig und trocken, schimpft er über die Klima-Erwärmung und schwärmt für eine kühle Brise und einen schönen Landregen. Geht dagegen eine kleine Brise und es regnet, ist ein Hundewetter oder Sauwetter, weswegen ich mich immer wieder frage, was diese bedauernswerten Tiere eigentlich verbrochen haben, dass sie für derlei Verunglimpfungen der Tätigkeit Petri herhalten müssen. Ich finde, es gibt kein Wetter, bei dem es nicht eine entsprechend schöne Beschäftigung gäbe, um das Ganze zu nutzen.

Sonne ist gut und das besonders, wenn man ein Eis oder einen Badesee in der Nähe oder ein gutes Buch zur Hand hat. Regen kann ein schönes Wetter sein, wenn man weiß, dass man ihm nicht ausgeliefert sein muss, darum sollte man sich, bevor man sich an solch Nebensächlichkeiten stört, vergegenwärtigen, was jemand ertragen muss, der die Möglichkeit nicht hat, sich ihm zu entziehen. Knackige Kälte ist herrlich, wenn man einen Spaziergang durch die Stille macht, die vollkommen scheint, vorzugsweise mit einer weißen Decke über allem. Außerdem kann eine Busfahrt durchs Dunkel richtig beruhigend sein und gewinnt noch, wenn im Scheinwerferlicht des entgegenkommenden Fahrzeugs Regentropfen an der eigenen Scheibe und in der erleuchteten Dunkelheit glitzern. Erst neulich auf dem Heimweg hatte ich das Vergnügen nach einem langen Tag meine Gedanken treiben zu lassen, Nichts störte. Das Unwichtige trennte sich vom Wichtigen und trieb mit dem Wasser davon, geradezu meditativ war die Atmosphäre.

Wer sich über einen solchen Moment der Ruhe beschwert, hat ihn noch nicht erlebt oder weiß ihn einfach nicht zu würdigen. Und wenn dann in der neuen Helligkeit bunte Blätter den Gehweg schmücken, kann es gar nichts Besseres geben. Die Einzigen, die dann vielleicht ein Recht auf ein wenig Nörgelei haben, sind diejenigen, deren Existenz auch vom richtigen Wetter zur richtigen Zeit abhängt.