Freitag, 6. November 2009

Wer wird denn gleich wettern

Der Herbst ist mir eine der liebsten Jahreszeiten, zumindest wenn es dunkel ist und regnet oder hell und sonnig. Dass ich diese Meinung nicht mit Vielen teile, ist wahrscheinlich, aber da ich auch noch Geburtstag in dieser Zeit habe, habe ich mir vorgenommen, sie mal ein bisschen in Schutz zu nehmen.

Wetter im Allgemeinen und das Herbstwetter im Besonderen ist sowieso eine seltsame Sache. Wenn tatsächlich jemand wie Petrus das Wetter von oben regelt, ist er eine ziemlich arme Sau. Die Menschen und, zumindest gefühlt, besonders die Deutschen haben zu ihrem Wetterpatron ein schwieriges Verhältnis. Dass Bauern sehr häufig jaulen und noch häufiger über das Wetter, lässt sich schon beinahe mit Sicherheit sagen. Aber auch der Otto-Normal-Deutsche beschwert sich mit Vorliebe über das, was uns witterungstechnisch geboten wird. Ist es sonnig und trocken, schimpft er über die Klima-Erwärmung und schwärmt für eine kühle Brise und einen schönen Landregen. Geht dagegen eine kleine Brise und es regnet, ist ein Hundewetter oder Sauwetter, weswegen ich mich immer wieder frage, was diese bedauernswerten Tiere eigentlich verbrochen haben, dass sie für derlei Verunglimpfungen der Tätigkeit Petri herhalten müssen. Ich finde, es gibt kein Wetter, bei dem es nicht eine entsprechend schöne Beschäftigung gäbe, um das Ganze zu nutzen.

Sonne ist gut und das besonders, wenn man ein Eis oder einen Badesee in der Nähe oder ein gutes Buch zur Hand hat. Regen kann ein schönes Wetter sein, wenn man weiß, dass man ihm nicht ausgeliefert sein muss, darum sollte man sich, bevor man sich an solch Nebensächlichkeiten stört, vergegenwärtigen, was jemand ertragen muss, der die Möglichkeit nicht hat, sich ihm zu entziehen. Knackige Kälte ist herrlich, wenn man einen Spaziergang durch die Stille macht, die vollkommen scheint, vorzugsweise mit einer weißen Decke über allem. Außerdem kann eine Busfahrt durchs Dunkel richtig beruhigend sein und gewinnt noch, wenn im Scheinwerferlicht des entgegenkommenden Fahrzeugs Regentropfen an der eigenen Scheibe und in der erleuchteten Dunkelheit glitzern. Erst neulich auf dem Heimweg hatte ich das Vergnügen nach einem langen Tag meine Gedanken treiben zu lassen, Nichts störte. Das Unwichtige trennte sich vom Wichtigen und trieb mit dem Wasser davon, geradezu meditativ war die Atmosphäre.

Wer sich über einen solchen Moment der Ruhe beschwert, hat ihn noch nicht erlebt oder weiß ihn einfach nicht zu würdigen. Und wenn dann in der neuen Helligkeit bunte Blätter den Gehweg schmücken, kann es gar nichts Besseres geben. Die Einzigen, die dann vielleicht ein Recht auf ein wenig Nörgelei haben, sind diejenigen, deren Existenz auch vom richtigen Wetter zur richtigen Zeit abhängt.

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