Mittwoch, 31. Juli 2013

Von Fliegen, Sommersonne, Akademikerkoller und (Un-)Ruhe

Man könnte sagen, dass dieses Stück Sprache einer der berühmten Endpunkte zweier sechsbeiniger, flugfähiger Tierchen ist, die einem zu dieser Jahreszeit so reichlich auf die Nerven zu gehen verstehen und deren Schicksal man, wenn man ehrlich ist, nur insofern der Betrachtung für wert erachtet, als es mit dem unseren in Verbindung gerät, weil sie mit enervierender Beharrlichkeit um unseren Kopf kreisen oder mit todesmutiger Blödheit das Zimmerfenster mit ihrem eigenen zu zerbersten versuchen. Obwohl: Endpunkt ist so auch nicht ganz richtig. Für die Fliegen mag es das Ende sein, geht man nicht davon aus, dass ihnen ein jenseitiges Dasein beschieden ist. In Bezug auf mein Anliegen stellt es aber eher den Beginn dar, wie schon unschwer an der Position dieser Passage im Dokument nachzuvollziehen ist. Es wäre, wenn ich so recht überlege, eigentlich treffender von einer Fingerübung zu sprechen, aber dann hätte konsequenterweise das oben gemalte Bild keinen Bezug mehr und das will ich nun auch nicht verantworten. Ich gebe also, wieder einmal, verehrter Leser, die Verantwortung weiter. Entscheiden Sie, ob es sich lohnt, die obigen Zeilen zu lesen. Sie könnten, zugegeben, einwenden, dass ihnen das an dieser Stelle nicht mehr hilft, doch kann ich mein Gewissen beinah rein nennen, denn dies liegt nicht in meiner Macht, sondern in der Natur der schriftsprachlichen Äußerung, die nicht anders als nacheinander lesbar ist.
Da wir nun die Einleitung hinter uns gelassen haben, können wir ohne weitere Umschweife zur Sache selbst kommen: Ich erwähnte eine „Fingerübung“ oder auch „Fliegenklatsche“. Nun, ich befinde mich am Ende eines weiteren Semesters und damit steht, wie mancher wissen mag, die Zeit der Hausarbeiten ins Haus. In Vorbereitung darauf, und weil mich das Thema, das ich mir für eine solche ausgesucht habe, so gefesselt hat, will ich nun ein kleines Stück davon hier auseinandersetzen... KLATSCH 

Es ist Sommer und das ist gut so. Prinzipiell jedenfalls. Überall Helligkeit und Wärme, am besten begleitet von der einen oder anderen Brise. Und vor allem Sonne, die Endorphine kitzelnde Sonne, so oft und so viel man will. Und das völlig kostenfrei und ohne jede Elektronik. Großartig! Sofort heben sich die Mundwinkel in der Umgebung und darüber finden sich schwarze, braune oder blaue auf jeden Fall aber „voll stylische“ Augengläser, die wohl in den seltensten Fällen tatsächlich wegen der schon erwähnten, manchmal blendend starken Feuerkugel am Himmel die Nase zieren, ganz zu schweigen vom Blau des Himmels, das jeder Beschreibung spottet.  Leider kitzelt diese Sonne nicht nur die Botenstoffe, sondern führt auch zu einem derart unverhältnismäßigen Flüssigkeitsverlust, dass einem jede Kleinigkeit zur erwähnenswerten Großtat (http://www.der-flix.de/images/heldentage/Tag_884.jpg) zu werden scheint. Und damit nicht genug, ausgerechnet diese Zeit fällt mit einer anderen Zeit zusammen, in der der gemeine Studiosus gezwungen ist, sich mit den geistigen Höhenflügen von Leuten zu befassen, die sicherlich ein gut klimatisiertes Schreibzimmer zur Verfügung hatten, in denen diese Höhenflüge nicht als Ikarusprojekt enden mussten...KLATSCH

Manchmal wird es einem wirklich nicht leicht gemacht: Da hat man sich gerade zu Bett gelegt und erwartet die sanften Arme Morpheus' und stattdessen hat man das Empfinden, sich eher auf einen zum Ausschwärmen bereiten Ameisenstaat begeben zu haben. Dieser trippelt nun ganz besonders über ein Areal und schreckt mit seinem Gewusel den eigenen Staat an grauen Zellen auf. Da laufen dann die Synapsen heiß und produzieren Idee an Idee, die einem den Tag über mal hätten einfallen sollen! Doch darauf nimmt die Maschine keine Rücksicht. Und dass man jetzt viel lieber den großen Aus-Knopf betätigt hätte, hat die Natur irgendwie nicht bedacht, als sie uns ein Bewusstsein aber keine Bedienungsanleitung dazu gegeben hat. Was ist das überhaupt für eine Erfindung, die sich selbst als die größte seit Menschen Gedenken feiert, die aber nicht in der Lage ist, sich dann, wenn man es will, in den Standby-Modus begibt? Wieso ist es so schwer, einfach mal auf Anweisung an nichts zu denken? Ich kann auf Anweisung an rosa Elefanten denken oder an schottenkarierte Giraffen, und ich bin mir sicher, dass das jetzt ganz viele Leser ebenfalls tun. Selbst wenn ich ihnen dringend davon abrate, sich solchen Unfug auszumalen. Müsste das Nichtdenken nicht einfacher zu bewerkstelligen sein als dieses Feuerwerk der Geistesblitze, das sich da gerade hinter meinen geschlossen Augen abspielt und mich fast dazu bringt doch wieder aufzuspringen und ihnen nachzugehen? Schließlich sind die Ameisen doch weitergezogen und die Ruhe kehrt ein...

Die größte Schweinerei aber wartet ja noch bis zum nächsten Morgen. Ist es nicht die wohl größte Unverschämtheit, dass ich mich nun, wenn ich diese insekteninduzierte, schillernde Vielfalt tatsächlich gebrauchen könnte, nur noch an einen Bruchteil davon erinnern kann? Oh nein, so einfach ist es nicht. Da stehe ich in den verstaubten Ruinen meiner Wolkenschlösser, sehe, wie der einstmals prächtige Eingang nicht mehr als ein verfallener Bogen ist. Die prächtigen Stufen haben deutlich an Glanz verloren, mal davon abgesehen, dass sie so trittfest nicht mehr aussehen. Die in der Nacht noch großartige Inneneinrichtung liegt zerschlagen in und um die Trümmer der Mauern, die ein mehrere Etagen umfassendes Monument stützten, als sie besser nicht dagewesen wären. Allein, nun sind sie da und lassen gerade und so eben erahnen, was da vor ein paar Stunden noch stand. Ein paar Stunden, die sich im Blick zurück als unüberwindliche Ewigkeit erweisen. Ein wenig melancholisch, aber vor allem spöttisch liegt der Torbogen wie ein Hohnlächeln vor meinen Füßen. Und als ich wieder hinsehe ist er verflogen, samt dem Rest der Reste meiner Ideen. Nun habe ich Stift und Zettel in der Hand, doch was vor mir liegt, ist ein weißes Blatt, dass auf frappierende Weise dem ähnelt, was in meinem Kopf zu finden ist. Die klaren Konturen haben sich verloren und ein fluffiges, weißes Etwas bleibt zurück, dessen Oberfläche hübsch anzusehen, dessen Inhalt jedoch schwer zu erfassen und noch schwerer zu durchdringen ist...

So sieht es aus, lieber Leser, ob es nun an den fliegenden Insekten, der erhöhten Sonneneinstrahlung, eventuellem Akademikerkoller oder den nicht fliegenden Insekten liegt, im Moment jedenfalls erstrecken sich meine Ideen selten über mehr als ein paar Grundpfeiler, wie aus der oben angezeigten Sammlung ersichtlich geworden sein dürfte. Das mag sich in nächster Zeit vielleicht ändern, ich hoffe wenigstens darauf, bis ich allerdings Fliegenklatsche, Sonnenbrille, Fachliteratur und Ameisenumsiedlungsutensilien aus der Hand legen kann, wird es allem Anschein noch ein wenig dauern. Für die Tastatur ist so oder so gerade kein Finger frei.