Donnerstag, 29. Januar 2009

Ich krieg' die Krise

Als ich am vergangenen Wochenende Nachrichten sah, gab es einen Bericht, der mich besonders aufhorchen ließ: Zumwinkel wird vor Gericht verurteilt, weil er über Jahre Steuern hinterzog, über 1 Millionen Euro! Die Strafe: 2 Jahre Bewährung und 1 Millionen Euro Bußgeld.

Das war schon merkwürdig, denn zwei Jahre Bewährung sind ja sehr milde für sein Verbrechen und das Geld, das er zahlen muss, deckt eben so die Summe, die er zuvor am Staat vorbeigeschmuggelt hatte. Zur Begründung hieß es, da Herr Zumwinkel kooperativ gewesen sei, und zwar seit seiner Festnahme, könne man Gnade walten lassen...
Das habe ich nicht verstanden, schließlich ging es nicht darum, das der ehemalige Postchef ein paar Anspitzer oder einen Kugelschreiber hat mitgehen lassen, sondern eine Summe von einer Millionen Euro hinterzogen hat! Das man bei geständigen Tätern milder verfährt als bei solchen, die jedes Geständnis verweigern, mag ja noch angehen, aber das Strafmaß derartig zu mildern, dass er nichts spürt, kann doch nicht angehen.
2 Jahre auf freiem Fuß auf Bewährung, sitzt Herr Zumwinkel, wenn sie mir die saloppe Formulierung erlauben, doch auf einer Backe ab! Und ein Bußgeld, das eben so das hinterzogene Geld deckt, kann einen Millionär wie ihn auch nicht sonderlich kratzen.

Die Höhe allerdings hörte ich am Montag im Radio: Zumwinkel sagte, er habe den Glauben an den Rechtsstaat verloren, da die Presse sofort bei seiner Festnahme und der Hausdurchsuchung zugegen war! Ja was heißt das denn?? Soll man ihn jetzt dafür entschädigen, dass sein Verbrechen an die Öffentlichkeit gelangt ist?
Der Einzige der den Glauben an den Rechtsstaat verlieren darf, ist doch wohl Otto Normal, der mit ansehen muss, wie ein Delikt solchen Ausmaßes, nahezu ungeahndet bleibt!
Und was mir außerdem auffiel war, dass die horrende Geldmenge von einer Millionen Euro, die ein Normalsterblicher niemals auf einmal in Händen hält, so klein klang...
Wenn man die anderen Schlagzeilen sichtet, geht es da um Milliardenbeträge die so astronomisch hoch sind, dass man sich nicht mal ansatzweise eine Vorstellung davon macht. Ich finde, es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, das in einer Zeit in der Geld FEHLT die Geldbeträge, die umher-"fließen" so groß werden.
Und schließlich kam mir am Dienstagabend auf ZDF in einer Kabarettsendung eine sehr amüsante Definition von Börse zu Ohren, die, denke ich, treffender nicht hätte sein können:
"Wenn du 2 Hühner kaufst, die sich zu 100 Hühnern vermehren, dann eine große Flut kommt, bei der dir alle Hühner ertrinken und du dann denkst `Hätt ich mal Enten gekauft`, dann ist das Börse!"
Damit bedanke ich mich für ihre Aufmerksamkeit.

Samstag, 24. Januar 2009

Parallele Probleme

An dieser Stelle sei von einer Droge berichtet, von der der Autor selbst noch nicht losgekommen ist. Vielfach ist die Kontroverse um virtuelle Welten schon ins öffentliche Interesse gerückt (worden). Nach jedem Vorfall, der in den Geruch gekommen ist, es seien solche daran beteiligt gewesen, wird wieder einmal zur Hatz auf Konsolen aller Art geblasen.

Ich habe dann immer abgewunken, vielleicht weil ich selbst zu den "Opfern" paralleler Universen zähle, man müsse die Differenzen einzelner mit ihrem Umfeld nicht immer mit der Flucht in den Cyberspace zu erklären suchen und das sage ich immer noch. Ich gebe zu, ich habe sogar die Gescholtetsten, die Killerspiele, zumindest einige davon, selbst gespielt.
Und trotzdem kann ich von mir behaupten eine Menge Freunde und kein militaristisches Denken entwickelt zu haben, sowie auch nicht am Plan für den nächsten Amoklauf zu sitzen. Anfügen möchte ich, dass ich hauptsächlich andere Spiele, als solche in denen es darum geht, wie auch immer geartete Gegner auf möglichst realistischem Wege zu töten, spiele. Killerspiele, und dieser Überzeugung bin ich immer noch, können den Hang zur Gewalt, die eigene Veranlagung, begünstigen, ihr Vorschub leisten, können sie aber nicht von allein erschaffen. Ist überdies auch noch genug Reife vorhanden und ein Bewusstsein dafür, wann es reicht, dann ist kaum die Gefahr gegeben "abzudrehen". Die Reife übrigens lässt sich, meiner Meinung nach, nicht am biologischen Alter ermessen, weswegen auch die freiwillige Altersbeschränkung nicht wichtigstes Kriterium, bei der Auswahl von Spielen sein kann.

Ich möchte mich, auch wenn es vielleicht anders scheint, neutral positionieren, denn ich denke, weder die Seite der reinen Computer- und Konsolenverfechter noch die derer, die virtuelles Leben wohl am liebsten komplett ausrotten würden, haben Recht. Nicht nur das Spielen, sondern auch andere Medien und das soziale Umfeld prägen den Menschen und tragen deshalb Verantwortung, wenn es zu Gewalt oder Ähnlichem kommt. In der wahren Welt erwartet den Einzelnen Unsicherheit, Enge und ein Kampf, der häufig durch Gier, Falschheit und/oder fehlendes Rückrat entschieden wird. Ist es da nicht verständlich, dass sich die Leute für andere Welten interessieren, in denen man Kontrolle behält, Pläne schmieden kann, ohne dass sie von irgendjemandem eingerissen werden? In der das "Gute" siegt? Aus der man aussteigen kann, wenn man genug hat, vor einem scheinbar unlösbaren Problem steht, wenn einem der Spaß vergeht? Es ist doch allzu verlockend.

Allerdings muss man hier, glaube ich, zwischen denen unterscheiden, die nur konsumieren, und denen (zu denen ich mich selbst zählen möchte, was ich mit dem Schreiben dieses Textes zu rechtfertigen hoffe), die darüber reflektieren und wissen, dass man "Qualitäten" und Verhalten nicht in die Wirklichkeit übertragen kann. Virtuelles verleitet aber leider auch dazu, alles der Beliebigkeit preiszugeben:
Wenn einem jenes nicht gefällt, macht man halt dieses. Will man dies machen, tut man es halt, ohne Rücksicht, auf wen auch... Dies führt zur Vereinsamung vieler Zeitgenossen, denn der Kontakt wird nicht gepflegt, es zählt nur die Möglichkeit ihn aufmachen zu können, wenn einem danach ist. So trainiert es also nicht nur Verhalten an, das man sonst nie an den Tag gelegt hätte, sondern isoliert ironischerweise auch, obwohl einem doch das gesamte Worldwideweb zur Verfügung steht, über das es ein leichtes wäre Kontakt aufzunehmen. Damit ist der Umgang mit dieser Sache ein zweischneidiges Schwert, bei dem man Vorsicht walten lassen sollte.

Ebenso der Umgang mit diesem Thema in der Öffentlichkeit:
Denn selbst öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten werden bei dieser Thematik allzu sehr versucht, reißerischen Journalismus zu betreiben. Es kommen nur die "harten" Fälle ins Programm, nur Leute, die jeglichen Bezug zu ihrem vielleicht vorher vielversprechenden "Real-Life" verloren haben, um völlig in einer World of Warcraft oder Ähnlichem zu versinken.
Dass es aber einen großen Teil von Personen gibt, die beides regeln, die Welt im Bildschirm und die davor, fällt meist unter den Tisch, klar, es nähme dem Schreckgespenst auch viel von seiner furcheinflößenden Gestalt. Abschließend also:
Ja, der PC (und alles was dazu gehört) kann ein Suchtmittel sein, aber eben nur kann.