Freitag, 14. Januar 2011

Neues Jahr, neues Glück

Ein neues Jahr beginnt und mit ihm die übliche Suche nach guten Vorsätzen. Falls man mal gefragt wird oder man sich selber mal fragt. Bei manchem ist die Suche schnell vorbei, bei manchem dauert sie länger. Die eine oder andere 5%-Hürde überspringen, sich im Job anstrengen, mehr Zeit mit der Familie verbringen, das Gewicht halten, und so weiter und so weiter. Für mich ist dieses Jahr ein ganz besonderes, denn nach glücklicherweise 13 Jahren endet meine Schullaufbahn (hoffentlich) mit einem anständigen Abitur. So verbindet sich also mit den Vorsätzen für's neue Jahr auch eine gewisse Konkretisierung der alten und neuen gewälzten Pläne für das weitere Leben. Was tun? Ein Studium, ja, das wird es wohl sein. Aber was?

Ich glaube, im Leben eines jeden Kindes kommt der Moment, da es sich für den Beruf des Tierarztes interessiert. Besonders Landeier, wie ich eines bin, sind wohl sehr anfällig dafür. Hat wohl irgendwas mit dem Umstand zu tun, dass wir früher als die Stadtkinder erfahren, dass Milch nicht aus der Tüte stammt, wenn Sie mir diesen Kalauer gestatten. Bei mir dauerte diese Phase jedoch nur kurz an. Obwohl ich Tiere sehr mochte und immer noch mag, war es mir nicht so ganz geheuer, sie behandeln zu müssen. Wie sollte ich schließlich herausfinden, was dem armen Tier fehlt, ich kann ja seine Sprache gar nicht. Und so entschied ich mich, nach einiger Lektüre, damals mit hohem Bildanteil, verschiedenen Filmen und noch mehr Spielzeugen, für die Laufbahn des Archäologen, genauer des Paläontologen. Leider stellte sich bald heraus, dass die Forschungsobjekte alle schon tot waren, so lebendig sie manchmal auch erschienen, und so war auch diese Idee bald wieder verworfen. So viel zu den sehr alten Plänen.

Bald darauf wurde ich eingeschult und ich erhielt Deutsch-Unterricht. Die Tragweite dieser Tatsache lässt sich wohl erst heute ermessen. Immerhin müssen Sie mit den Folgen leben. Nachdem die Grundlagen gelegt waren, ich erinnere mich gerade mal wieder an diese alten Linienhefte, die seitenweise mit ein und demselben Buchstaben gefüllt werden, fand ich schnell einen gewissen Gefallen daran, Nonsens zusammenzuschreiben. Und das hat sich wohl auch bis heute erhalten. Natürlich hatte ich auch andere Fächer, wie Sachkunde (Das ist das, was eine Schulform später WuK(Welt- und Umweltkunde) wurde und im Prinzip alles, was nicht Sprachen, Mathe, Musik und Kunst oder Religion und Sport war, zusammenfasste). Damals war alles einfacher. Eine Schulform später (Die mit WuK) hatte ich den besten Deutschlehrer meines jungen Lebens, der es wie kein anderer verstand, die Aufmerksamkeit der Klasse zu behalten und unsere Fantasie anzuregen. Sehr häufig bestand die Hausaufgabe nur aus einem einzigen Satz oder einem Bild und wir durften uns die Geschichte darum herum ausdenken. Auch rückblickend betrachtet, ist er einer der besten Deutschlehrer, deren Unterricht ich je genießen durfte. Ich glaube, er war es auch, der mich mit dem Sprachvirus infizierte. Plötzlich war mir die Sprache das liebste Spiel- und Werkzeug, gesprochen oder geschrieben machte dabei keinen Unterschied. Zu dieser Zeit war meine bevorzugte Antwort auf die fürchterlichste Frage, die Erwachsene einem stellen können („Na, was möchtest Du denn mal werden?“): „Autor...oder...irgendwasmittieren.“ Man sieht, von den recht konkreten Vorstellungen, die ich mal unsere Mitbewohner auf der Erde betreffend hatte, war damals nur noch ein kleiner Nachsatz übrig geblieben. Aber das Landleben prägt einen nunmal und deswegen war dieser Zusatz „oder irgendwasmittieren“ für mich mindestens ebenso wichtig wie die erste Möglichkeit.

Auch der Wechsel meiner bevorzugten Musik,so bilde ich mir zumindest ein, hatte einen Einfluss auf diese Entwicklung. Ich war mal PUR-Fan, wie und warum es dazu kam, weiß ich heute nicht mehr. Inzwischen ist die Musik anders geworden. Mehr mit langen Haaren und Schwermetallen. Aber ich bin froh, einen recht umfassenden Musikgeschmack entwickelt zu haben, bei dem es schneller geht, aufzuzählen, was ich nicht höre, als umgekehrt. Es war aber auf jeden Fall die Musik, die mich über eine Phase, in der ich gerade gar keine Zuneigung zum sonst so favorisierten Fach Deutsch verspürte, trotzdem irgendwie hinwegrettete. Dass es zu der Abneigung gekommen war, hatte auch und vor allem mit der zuständigen Lehrkraft zu tun. Die profilierte sich als die letzte Universalgelehrte und ist bis heute die einzige Person, die ich kenne, die es sogar nötig hatte, offen vor ihren Schülern anzugeben. Diese Turbulenz hielt glücklicherweise nur zwei Jahre an und danach war alles beim Alten. Naja fast, während ich früher auch mit Mathematik und Physik gut zurecht kam, verengte sich der Weg insofern, als das ich von diesen beiden Fächern zunehmend die Nase voll hatte. In dieser Zeit brachte mich ein guter Freund auf Künstler wie Bodo Wartke, Rainald Grebe oder Sebastian Krämer, damals wie heute höre ich ihnen gebannt bei ihrer Wortakrobatik zu. Und deswegen bin ich diesem Freund nach wie vor sehr dankbar. Ebenso wie ein zunehmender Konsum an politischem Kabarett, sind sie Schuld, dass sich die oben erwähnte Krankheit weiter manifestierte. Nebenbei entdeckte ich dabei auch meine Vorliebe für Gesellschaftswissenschaften wie Politik, Philosophie und Geschichte (Vielmehr sind es in der Schule ja auch nicht). Nicht zuletzt mein langjähriger Werte und Normen-Kurs ist schließlich dafür verantwortlich, dass es diesen Blog überhaupt gibt.

Die Antwort auf die schlimmste Frage, die jetzt auch noch immer häufiger gestellt wurde, hatte sich wieder einmal ein wenig geändert. Statt „Autor“ hieß es jetzt „Etwas im Bereich Printmedien“ und das „irgendwasmittieren“ entfiel vollkommen. Aber es drängte sich eine neue Alternative ins Blickfeld, die mir heute sogar wahrscheinlicher erscheint.
Obwohl ich neben besagtem außergewöhnlichen Deutschlehrer noch mit vielen anderen Paukern Glück hatte, gab es natürlich auch die Nieten, bei denen man sich fragt, ob sie einfach nur keine Ahnung haben, sie aufgrund ihrer eigenen Schulzeit bis in die nächste Generation nachtragend sind oder ob sie generell einfach Kinder hassen. Ich denke, ich darf mich durchaus als optimistischen Menschen bezeichnen, und mit dem Optimismus kommt meist auch eine etwas idealistische Weltsicht (oder umgekehrt?)... Wie auch immer, zum einen hatte und habe ich so viel Spaß am Lernen und Lehren( wenn auch im Moment eher noch an Ersterem), dass es fast schon einem drängenden Bedürfnis gleichkommt, anderen Leuten das auch zu vermitteln. Zum Anderen sollte man wenigstens versuchen, obigen Nieten das Leben ein wenig schwerer zu machen, finden Sie nicht auch?

Ich enthalte mich jetzt des Paragraphen, der sich in etwa mit den Worten „Für ein rohstoffarmes Land ist die Bildung seiner Kinder der wichtigste“ zusammenfassen lässt, weil er schon zu oft keine Konsequenzen nach sich gezogen hat oder sogar bewusst nur gedroschen wurde, um sich besser darzustellen. Ich denke mir an dieser Stelle lediglich, wenn Bildung tatsächlich unser wichtigster Rohstoff ist, dann stellen unsere Bergbaubeauftragten sich bei seiner Förderung, mit Verlaub, sehr dämlich an. Wer es zulässt, dass 16 Claims, um im Bild zu bleiben, abgesteckt werden, die jeder für sich vor sich hin buddeln, statt ein sinnvolles Monopol aufzubauen, der kann einen solchen Satz nicht ernst meinen. Wer es zulässt, dass sich die Claims dabei auch noch um die Bergarbeiter prügeln und eine Claimverwalterin einsetzt, die weder durch ihre Aufgabe, noch durch ihren Einsatz glänzt, ja selbst wenn sie wollte, keinen Einfluss auf die Arbeiten nehmen kann, der sollte schnellstens die Branche wechseln.

Tja und da man nunmal nicht vom Azubi zum Grubenlord aufsteigt, will ich mal kleiner anfangen und meinen Beitrag dazu leisten, dass es bald wieder heißen kann: „In Daisytown ham' sie Gold gefunden!!“, nur um im Bild zu bleiben.

Ich wünsche allen viel Erfolg und einen langen Atem für das neue Jahr und schließe mit den Worten Urban Priols: „Zumal wir mit der Gewissheit aufhören können: 2011 wird bestimmt wieder genauso bescheuert wie 2010. Machen wir das Beste d'raus. Danke schön.“