Montag, 7. Dezember 2009

Weihnachtsstimmung


"Von drauß vom Walde komm' ich her; Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!"*1

"Oh nein, nicht schon wieder! Geh bloß weg!"


Manch einer möchte das wohl dem lieben Ruprecht entgegenschleudern, wenn er sich mal wieder seit Ende September überall mit Weihnachtsdekoration und Christ-Stollen konfrontiert sieht.

Coca Colas Weihnachtsmann prostet einem zu und erschrickt kleine Kinder im Supermarkt mit einem sich selbstständig machenden weißen Rauschebart oder einer Alkoholfahne.
Wer will denn heute noch aus christlicher Überzeugung Weihnachten feiern? Kaum einer.
Nicht umsonst ist vom "Weihnachtsgeschäft" die Rede, in das der Einzelhandel jedes Jahr große Hoffnungen setzt. Man sitzt da und schaut ungläubig zu, wie sich die ganze Welt ins Getümmel stürzt, die ganz Harten auch noch am 24. Dezember, um das Weihnachtsgeschenk zu ergattern, das hinterher eh keiner haben wollte ("Schon wieder eine Krawatte?"). Streit um die "Heimdeko" kommt noch hinzu, denn "früher war mehr Lametta"*2, aber dieses Jahr muss es nun mal ein grüner und natürlicher Baum sein. Die Beleuchtung in, am und ums Haus verbraucht einen Haufen Strom und damit Geld. Der Dachboden wird einmal mehr geplündert und man beginnt sich zu fragen, warum man den ganzen kitschigen Mist überhaupt aufgehoben hat. Und dann fällt es einem wieder ein: Für die ganze bucklige Verwandschaft, die man jedes Jahr wieder zu ertragen gezwungen ist und ihr dabei zuschauen kann, wie sie einem die letzten Haare vom Kopf frisst.
Als wäre das Alles noch nicht schlimm genug, ist die Floskel "weiße Weihnacht" in der heutigen Zeit weiter von der Realität entfernt als je zuvor. Außerdem, mal ehrlich, wer will schon Schnee in der Bude haben, egal zu welcher Jahreszeit?
Während die Erwachsenen im Stress sind, müssen auch die armen Kinder darunter leiden: Auch wenn es langsam nachlässt, war es doch früher gang und gäbe, dass die Kinder, die ohnehin vor Anspannung und Erwartung, dessen, was ihnen am Heiligen Abend harrte, gespannt waren wie ein Flitzebogen, auch noch Gedichte auswendig lernen mussten! Dazu noch Geheimniskrämerei der Eltern und Großeltern. Wenn es etwas Positives an Weihnachten gibt, dann die Verzückung der Kinder beim Anblick der Geschenke. Wohlgemerkt die Verzückung, nicht die Geschenke! Nicht zu vergessen, dieses verdammte Himmel-Hölle-Prinzip: Entweder Du warst das ganze Jahr artig, dann gibt's Geschenke, oder Du warst es nicht, dann gehst Du leer aus...und dann immer wieder die verblüffte Freude, dass der Weihnachtsmann, der immer verdächtig nach Onkel Klaus mit falschem Bart und echtem Bierbauch aussieht, ein so schlechtes Gedächtnis hat...

Ich wünsche allen, denen es etwas bedeutet, natürlich trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen (Denn irgendwie braucht und schätzt man das alles ja doch), eine schöne Weihnachtszeit und ein hoffentlich besinnliches Fest im Kreise der Liebsten.



*1Theodor Storm: Knecht Ruprecht.
*2 Loriot: Weihnachten bei Hoppenstedts.