Mittwoch, 16. November 2011

In nomine occupy?

Eigentlich sollte es um das neue Verständnis des Begriffs "Mythos" Ende des 18. Jahrhunderts gehen. Was mich aber an diesem Vorlesungstag wirklich zum Nachdenken anregte, war das beiläufig erwähnte Werk David Humes "Naturgeschichte der Religion", in dem er sich mit der Entwicklung der Religion beschäftigt, die sich vom Polytheismus hin zum Monotheismus entwickelt hat. Seine These: Parallel zur Entwicklung des Menschen vollzieht sich eine schon ebenfalls biologisch anmutende Entwicklung der Religion. Aus der Urbarbarei erblüht der Polytheismus, der irgendwann seinerseits verwelkt und Raum für den Monotheismus schafft. Der sich hier anschließende Gedankengang meinerseits sah etwa wie folgt aus:

Wozu gibt es eigentlich Götter? Nun, ähnlich wie der Gott haben sie die Aufgabe, die Welt am Laufen bzw. zusammenzuhalten. Neben dieser numinosen, ein wenig schwer fassbaren Autorität hat sich der Mensch außerdem vorgestellt, dass es vielleicht ganz nützlich sein könnte, eine weltliche Instanz zu haben, die sein Leben, je nach Form mehr oder minder lenkt. Die einzige Beziehung zwischen diesen beiden Autoritäten wäre also zunächst mal eine ähnliche Aufgabe. Es scheint ja doch recht vernünftig, erstmal ein ganzes Pantheon mit einer so großen Aufgabe, die Erde in Schwung zu halten, zu betrauen. Es gibt schließlich so Einiges zu tun. Von so weitläufigen Pflichten wie Gewitter oder Gezeiten erzeugen, den Sonnenzyklus herbeizuführen, Liebe, Täuschung, usw. in die Welt zu tragen, bis hin zu so eng definierten Aufgabenfeldern wie Verkörperung eines Flusses, kurz für eigentlich alle der, grobgeschätzt, 243.978.239 Aufgaben in der Welt braucht man eine zuständige Gottheit.

Wenn ich mir die Fülle dieser Aufgaben mal so vor Augen führe, wer ist denn bitteschön darauf gekommen, all das einem einzigen Gott, und sei er noch so allmächtig, aufbürden zu wollen? Tja, die Christen haben's getan, obwohl das da mit dem Monotheismus ja auch nicht so genau genommen wird. Findet zumindest Hume, der als Beispiel die Verehrung der Jungfrau Maria besonders im Katholizismus oder des St. Nikolaus in Russland anführt. Na gut, ein Grund könnte natürlich Bequemlichkeit gewesen sein. Schließlich waren die griechischen, genauso wie alle anderen Götter nicht unbedingt für ihre Barmherzigkeit und Allgüte, geschweige denn für ihre Zurückhaltung bei der Forderung von Opfergaben bekannt. Vielleicht hat es den Menschen einfach irgendwann gereicht, ständig auf 'zigtausende Altäre Gaben zu tragen, ohne überhaupt sicher sein zu können, dass ihnen die Angebeteten hernach wohlgesonnen waren. Nein, launisch waren die Biester ja auch noch, eben noch steht Zeus hinter dir und hält, was auch immer da kommen möge, mit Blitzen von dir fern, und im nächsten Moment kriegst du besagten Blitz selbst in den Rücken, weil du blöderweise vergessen hast, ihm mal wieder was auf den Altar zu schmeißen.
Ganz abgesehen davon, dass mit der Einführung eines Gottes, der sich größtenteils aus den Angelegenheiten seiner Anhänger heraushält, sich ja auch ganz neue Möglichkeiten ergeben. Nicht zuletzt die Aufgaben und der Zuständigkeitsbereich der weltlichen Autorität wachsen, was zumindest bei diesen Autoritäten dazu geführt haben dürfte, dass das, was früher verschwenderischerweise auf dem Altar und im Opferfeuer gelandet ist, nun auf den eigenen Tisch kommt. So gesehen, ein kluger Schachzug das mit dem Christentum.

Tja, aber auch bei Humes Tagen von Christentum und Gottesgnadentum sind wir nicht stehen geblieben, nein, kein Organismus lebt ewig. Denn auch dieser eine Gott hat sich gründlich unbeliebt gemacht. Besonders bei einer bestimmten Berufsgruppe, die es irgendwann leid war, für jede frei geäußerte Meinung mit eigens dafür erdachten Instrumenten gepiesackt oder bis zur Letalität auf den eigentlich schon ausrangierten Altären mit Opferfeuer erhitzt zu werden. Von irgendwelchen Spinnern, die ihrerseits der Meinung waren, dass das Geäußerte mit Sicherheit nicht der Meinung ihres unsichtbaren Freundes entspräche. Es folgt also auf den Monotheismus der Atheismus. Heute ist unsere Welt so weit säkularisiert, dass, ich möchte behaupten, fast überall der oder die Götter ihre Zuständigkeit an weltliche Instanzen abgegeben haben. Was einerseits bedeutet, dass "die-da-ganz-oben" sich mittlerweile einen lauen Lenz machen, andererseits aber, dass für alles, von dem wir nicht mittlerweile wissen, das es von allein läuft, "die-da-oben" zuständig sind. Es handelt sich nach sorgfältiger Schätzung meinerseits noch um etwa 243.578.234 Pflichten, die nach Abzug der automatisch funktionierenden Dinge, in der Welt noch zu tun übrig bleiben.

Der Knackpunkt ist, dass mittlerweile auch die weltliche Regierung bei den Menschen nicht mehr sonderlich gut ankommt, wie sich vielerorts schon feststellen lässt. Die Frage lautet: Was kommt dann? Denn obgleich ich mich immer wieder freue, zu sehen, dass es nicht nur offensichtlich noch Menschen gibt, die eine politische Meinung haben, sondern dass einige sogar bereit sind, für selbige auf die Straße zu gehen, frage ich mich auch, ob es denn so sinnvoll ist, wie viele fordern, solchen Bewegungen in Zukunft unsere Zukunft anzuvertrauen. Wir rufen uns ins Gedächtnis: Ein ganzes Pantheon hat die exakt berechnete Anzahl von 243.578.234 Aufgaben in der Welt nicht zu unserer Zufriedenheit (!)beweltigen können, der wenigstens noch allmächtige eine Nachfolger hat es auch vergeigt und obgleich sie geschickt taktiert hat, ist von der anfänglichen Euphorie für unsere menschlich-fehlbare Regierung auch nicht mehr viel zu spüren. Ist schon paradox, dass das jetzt die Leute auf der Straße regeln sollen. Obwohl, wer weiß... Erwin Pelzig hat vor nicht allzu langer Zeit gesagt, er sei gespannt, was nach der Krise komme. Ich glaube, ich auch.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Neu

Es kommt mir noch wie gestern vor, als ich von meinem geliebten kleinen Dorf in ein vielfach größeres Dorf ziehen musste und ich meine Freunde furchtbar vermisste. Doch kaum hatte ich mich in dem größeren Dorf eingelebt, ging es schon wieder weiter. Seit ein paar Wochen nun schon wohne ich in einer WG mit drei Freunden und freu' mich auf das Studium.

Mitte September sattelten wir die sprichwörtlichen Pferde und zogen weiter. Ganze vier Autostunden von der alten Heimat entfernt schlugen wir unsere neuen Zelte auf. Und tatsächlich schienen mir die ersten Tage eher wie ein Camping-Urlaub als ein Neuanfang. Nur mit mehr Kartons. Überall Kartons, Kästen, Möbel und Kleidung, die es beim Versuch, ihnen einen neuen Platz zu geben, zu umschiffen galt, während man mit weiteren Kartons beladen steile Treppenhäuser zu erklimmen hatte. Das erste Abendessen bestand, wie ich mir sagen lassen habe, aus ganz typischem Studentenfutter: Lieferpizza. Zu meiner bzw. unser aller Entschuldigung sei vorgebracht, dass wir in dem Sinne noch keine Küche besaßen, die sollte nämlich in dieser Woche kommen. Da waren sie also schon dahin meine schönen Vorsätze zur Selbstbetätigung in der Küche...

In all dem Chaos tauchte aber neben mehreren Töpfen, Kochbesteck, und so viel Besteck und Geschirr, dass jeder Ehestreit , der auf verbalem Wege nicht länger zu lösen zu sein scheint, sich bei uns mehrere Wochen mit Munition versorgen könnte, auch eine mobile Kochplatte auf, sodass wir bereits am zweiten Abend selbstgekochte Speisen zu uns nehmen konnten. Ein Hoch auf die Saucierkünste meines Vaters. Die Ausstattung für unsere ersten Nudeln im neuen Zuhause sammelte sich in einem riesigen Überlebens-Kit, das sich zwischen den Kartonbergen eines unserer Mitbewohner fand. Das hatte wohl eine fürsorgliche Mutter geschnürt, um wenigstens die erste Woche das Überleben ihres Sohnes und seiner drei Mitbewohner ohne jegliche Versorgung von außen zu gewährleisten. Schließlich befinden wir uns jetzt im Osten und da weiß man ja nie, demzufolge überrascht auch der große Anteil der Bananen nicht länger... Entgegen aller Ostklischees allerdings entpuppte sich unsere Versorgungslage hier geradezu als ideal.

Und umso mehr die Gebirge an Ausrüstung und Verpflegung langsam schrumpften, desto wohnlicher wurde die Wohnung. So kam es, dass wir schließlich jeder ein kleines gemütliches Domizil unser Eigen nennen durften. Mit tatkräftiger Unterstützung der einzelnen Mitbewohner wurde auch mein Zimmer, das gleichzeitig unser Gemeinschaftszimmer ist, anfangs aber eher einer Lagerhalle glich, zum beliebten Treffpunkt. Während und nach den wichtigsten Arbeiten in der Wohnung galt es auch noch Telefonseelsorge bei den Eltern, die interessiert und zugleich ein wenig besorgt um die Überlebenskünste ihrer jungen Sprößlinge waren, zu betreiben.

Endlich war die Wohnung soweit eingerichtet, dass man nicht länger um und über etwaige Hindernisse steigen musste und wir betraten Neuland: Jena. Je länger ich diese Stadt nun bewohne und je mehr ich davon sehe, desto mehr gefällt sie mir. Gerade in den letzten Tagen, in denen ich staunend mit meinen zukünftigen Komilitonen von unseren Fachschaftsstudenten durch die Stadt zu den wichtigsten Einrichtungen unseres universitären und Studentenlebens geführt wurden, habe ich mich davon überzeugen lassen dürfen, dass ich es besser kaum hätte treffen können.

Umso mehr freue ich mich nun auf mein Studium und die kommenden Jahre, denn auch wenn ich schon wieder einmal meinen Standpunkt wechseln musste, so eröffnet ein solcher Wechsel doch immer auch neue Perspektiven.

Dienstag, 12. Juli 2011

Zu kurz

Leider gibt es in letzter Zeit nicht Vieles, das wenigstens meinen Ansrpüchen genügt, um auf diesem Blog zu erscheinen. Ohne Zweifel jedoch war das RockHarz Festival 2011, auf dem ich mich vom 6. bis 10. Juli befand, gleichzeitig meine Festival-Taufe, ein echtes Erlebnis.

Erstaunlicherweise verliefen sowohl Hin-, als auch Rückfahrt ohne Komplikationen, was bei uns sonst eher selten der Fall ist. Viel wichtiger war natürlich das Festival selbst, das uns drei ganze Tage mit Live-Musik versorgte, die diesen Titel tatsächlich noch verdient. Neben einigen mir bereits bekannten Bands, waren umso mehr mir vorher unbekannte dabei, und einige aus dieser Menge sind mir überaus positiv in Erinnerung geblieben. Auch der Camp-Alltag war sehr schön, abgesehen von einigen kleineren und größeren Pannen (nachzulesen auf: http://spinken.blog.de/2011/07/11/rhz2011-11467249/ ). Besonders die erste abendfüllende Unterhaltung, die sich bis in die frühen Morgenstunden zog (vier Stunden Schlaf sind völlig ausreichend...fast), hat und wird mir zu Denken geben. Vielen Dank an die, die dabei waren. Nun bleibt mir nur noch ein Fazit zu ziehen: Das Festival war, wie dieser Eintrag, viel zu kurz.

Zum Abschluss ein Ohrwurm, der mich, seit ich ihn live hörte, nicht mehr loslässt:
http://www.youtube.com/watch?v=MtOuHmzvZ5Y

Freitag, 27. Mai 2011

42

Herzlich willkommen zum 42. Eintrag meines Blogs!
Für manchen mag sich jetzt die Frage stellen, warum ausgerechnet 42? Diese Frage ist eigentlich ganz einfach zu beantworten, bevor jetzt ein paar schlaue Füchse nachzählen, ich habe es bereits getan und bin, abzüglich der Einleitung auf eben diese Zahl gekommen. Der eigentliche Grund aber ist, dass ich mir als Fan der bekannten Romane von Douglas Adams schon länger vorgenommen hatte, die 42 entsprechend zu würdigen. Dies mag auch erklären, warum es so lange gedauert hat, von der 41 zur 42. Wie die anderen Kenner wissen, handelt es sich bei der Zahl 42 um die Antwort des riesigen Computers „Deep Thought“ auf die Frage aller Fragen, die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“. Nun bin ich keine riesige Rechenmaschine und bilde mir auch nicht ein, in meinem jungen Leben schon die Antwort auf diese Frage gefunden zu haben. Allerdings habe ich sagen wir mal eine für mich vorerst befriedigende „Arbeitshypothese“ für die Frage „Was soll ich tun?“ entwickelt. Diese will ich Ihnen natürlich nicht vorenthalten, allein schon aus dem einfachen Grund, dass ich mich in solchen Dingen immer mitteilen muss.

Tja, so hätte die Einleitung für diesen Blogeintrag lauten können, wäre da nicht dieser aktuelle Anlass gewesen, der mir einen Strich durch die schöne Rechnung gemacht hat. Wie dem auch sei, ich habe mich trotzdem entschieden, sie zu behalten, obgleich die Rechnung nun nicht länger aufgeht. Viel wichtiger als die Einleitung, die ja nur die Aufmerksamkeit eines arglosen Lesers binden soll, ist ja der Inhalt.

Wie bereits ausgeführt, handelt es sich dabei diesmal um den Versuch, eine Arbeitshypothese zu finden, die einen Ansatz bietet, mit diesem Leben, in das wir alle hineingeworfen sind, umzugehen.
Da dieses Unterfangen ohne Frage eine gewisse Breite erfordert, ist es schwierig einen passenden Einstieg zu finden. Ich versuche es wie folgt:
Bereits zu Beginn unserer Entstehungsgeschichte, ja seit Beginn des Lebens an sich, hat sich eine Grundregel etabliert, die sozusagen systemrelevant ist. Wer diese nicht befolgt, ist heute allenfalls noch in Naturkundemuseen zu sehen oder unter vielen Gesteinslagen vergraben. Die Regel heißt „Überlebe!“. Simpel und einprägsam, hat sie dazu geführt, dass sich das Leben so entwickelt hat, wie wir es heute bestaunen können. Später haben Einige behauptet, es gebe einen ominösen großen Geist, der die Welt geschaffen habe, mit allem, was darauf zu finden ist. Außerdem fingen diese Leute an, diejenigen Leute, die an andere ominöse große Geister glaubten, zu bekriegen, um sie davon zu überzeugen, dass es deren ominösen großen Geist nicht gibt.
Andere haben sich überlegt, dass es eher etwas mit einer sich selbst fortschreibenden Geschichte zu tun hat, die man unter anderem mit der Formel „survival of the fittest“ beschreiben kann. Dass auch diese um Konflikte mit den ominösen Große-Geistliebhabern nicht herumgekommen sind, ist fast selbstredend. Wieder andere waren so begeistert von dieser Idee, dass sie daraufhin anfingen, die in ihren Augen weniger fitten auszurotten. Glücklicherweise fanden sich noch andere, die diese aufgehalten haben. Bereits an dieser Stelle werden drei bis vier Dinge über uns Menschen deutlich:
1. Wir haben Phantasie.
2. Wir sind bereit, für unsere Luftschlösser zu kämpfen.
3. Wir haben eine Begabung zur Vernunft.
4. Wir sind hin und wieder im Irrtum.

Aus diesen Überlegungen ergibt sich, dass wir trotz aller Irrtümer und Fehltritte ein Erfolgsmodell der Natur darstellen, ohne daraus bereits diverse andere Schlüsse zu ziehen. Hinzu kommt aber, dass wir aufgrund unseres Erfolges auch entsprechend große Irrtümer und Fehltritte begehen. Zu Zeiten als noch die Große-Geistverehrer das Sagen hatten, waren es noch solche, die sich vornehmlich auf uns, unseren Nächsten und die jeweilige Heimstatt beschränkt haben. Seit die Leute mit Ideen wie dem „survival of the fittest“ an Einfluss gewonnen haben, sind die Folgen unserer Fehler weitaus großflächiger, nicht länger auf einen kleinen Bereich oder einen kleinen Zeitraum beschränkt.

Eine weitere grundlegende Feststellung ist für mich, dass wir Menschen abgesehen von einigen Eckdaten die Lockesche „tabula rasa“ sind. Das Meiste, was einen Menschen ausmacht, ist nicht zwangsläufig von Anfang an „programmiert“. Vieles ist von der Umwelt abhängig, von Menschen und Erziehung. Nicht umsonst wenden wir etwa ein Drittel unserer Lebenszeit allein für die Ausbildung auf. Das führt mich zu der These, dass der entscheidende Faktor in der menschlichen Entwicklung die Bildung ist, natürlich nicht unbedingt in dem eingeengten Sinne von Schulbankdrücken und Lehrbuchgefasel. Mit Bildung meine ich eher die Möglichkeit und das nötige Handwerkszeug zu geben, sich zu einem selbständig denkenden und im besten Falle moralisch handelnden Individuum zu entwickeln. Natürlich ist davon auch das Erwerben von Fachwissen nicht ausgenommen, aber eine Beobachtung der Realität lässt erkennen, dass das, was für unsere Misere verantwortlich ist, weniger mit unserer Unwissenheit, umso mehr aber mit unserem mangelnden Verantwortungsbewusstsein zu tun hat. Wir wissen, dass unser Lebensstil die Erde über kurz oder lang aufreiben wird. Wir wissen, dass Atomkraft ein Potential birgt, dass in der Lage ist, uns und die gesamte Welt auszulöschen. Und wenn es uns einfällt, führen wir Krieg. Dennoch fahren wir jede noch so kleine Strecke mit dem Auto, kaufen Möbel aus Tropenholz und fischen die Meere leer. Dennoch ignorieren wir Katastrophen wie Tschernobyl und Fukushima und bauen Atomkraftwerke und -waffen. Und nicht nur unserer Umwelt sondern auch unserer eigenen Spezies zeigen wir die kalte Schulter. Während in der sogenannten zivilisierten westlichen Welt Überfluss und Verschwendung vorherrschen, lebt der Rest in kärglichen, unmenschlichen Zuständen.
Die Wissenschaft liefert uns dafür die Werkzeuge. Was uns offensichtlich fehlt ist das Werkzeug zur Selbstbeschränkung. Denn wenn wir uns bewusst machten, dass der Grundsatz „Überleben“ heißt, dann müsste uns auch aufgehen, dass wir dieser Maxime elementar zuwiderhandeln.

Daraus ergibt sich, dass wir nicht nur aus „Gutmenschentum“, obwohl das auch ein Ansporn sein kann, sondern schon im ureigenen, egoistischen Interesse beginnen sollten, uns am Riemchen zu reißen. Das wiederum erfordert, dass jeder Einzelne seinen Beitrag dazu leistet und das setzt voraus, dass dieser Einzelne auch erkennt, dass er nicht nur anderen, sondern auch sich selbst einen Gefallen tut. Damit bin ich wieder an dem Punkt der Bildung angelangt. Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied, heißt es. Das schwächste Glied ist in diesem Fall der Mensch, der nicht in der Lage oder bereit ist, Verantwortung in einem umfassenden Sinne zu übernehmen. Und in den weitaus meisten Fällen gehe ich davon aus, dass die Menschen einfach nicht bereit sind. Wenn man ihnen aber von kleinauf vor Augen führt, wie wichtig ein Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihrer Mitwelt ist, dann denke ich, ist es möglich dieses Verantwortungsbewusstsein auch auf breiter Ebene zu etablieren. Menschen aber gewinnt man nicht durch Überredung oder gar Zwang, sondern durch Überzeugung. Viel schneller wird sich jeder Einzelne dazu bereit erklären, zu tun, was an Selbstbeschränkung und Taten notwendig ist, um nicht nur das Überleben des Menschen, sondern des gesamten Planeten zu sichern, wenn er es einsieht. Und nicht zuletzt die Geschichte, die so selten Schüler zu finden scheint, lehrt uns, dass etwas, das auf Verstehen gründet, länger währt, als alles, was erlogen oder erzwungen war. Das hat der Fall der Große-Geistverehrer genauso gezeigt, wie der damit einhergehende Umbruch in der Gesellschaft.

Nun sind andere Verhältnisse entstanden,in denen wir zwar den Organismus Erde und die menschliche Gesellschaft untersuchen, aber was uns immer noch fehlt, ist das Verständnis für etwas von solchen Ausmaßen. Und was wir nicht verstehen, das ignorieren wir gern. Was sich in solchen Dimensionen wie etwa 7 Mrd. Menschen abspielt, ist unbestritten schwer zu greifen, aber wenn wir diese große Zahl in Kontinente, Länder, Städte, Familien und schließlich Individuuen aufgliedern, dann werden sie plötzlich greifbar und man kann mit ihnen arbeiten. Der Ansatzpunkt ist das Individuum. Und wenn das Individuum begreift, dass Verantwortung kein von den „Erwachsenen“ erfundener Begriff ist, um kleine Kinder abzuschrecken, dann ist es möglich, dass mit jedem weiteren Menschen, der Verantwortung als eine individuelle Pflicht nicht nur sich und den ihn selbst betreffenden Entscheidungen, sondern der Welt an sich gegenüber begreift, dass sich die Probleme dieser Welt nahezu von selbst lösen. Aus dem einfachen Grund, dass das „Überlebe!“, das wir von Anfang an verinnerlicht haben, besser zu erfüllen ist, wenn daraus ein „Überlebt!“ wird. Ob man diese Devise nun von einem ominösen großen Geist, einer wissenschaftlichen Erkenntnis oder wovon auch sonst ableitet, ist dann unerheblich.

So viel zur Arbeitshypothese. Wem das etwas hochtrabend und hölzern vorkam, der mag damit nicht ganz falsch liegen. Mich beschlich dieser Gedanke auch bisweilen. Die hohen und teilweise unscharfen Ziele mögen aber durch einen bereits an anderer Stelle erwähnten Idealismus und eine oben stehende Jugendlichkeit entschuldigt werden. Gewisse Veränderungen und Präzisierungen sind letztlich nicht ausgeschlossen. Man lernt ja nie aus. In diesem Sinne wünsche ich allen einen offenen Geist.

Dienstag, 15. März 2011

Aus aktuellem Anlass

Ich sitze mitten in den Abiturvorbereitungen und nebenbei an einem kleinen Jubiläumstext zum 42. Eintrag auf meinem Blog. Nun bin ich mit dem aber noch nicht fertig und da er etwas länger ausfallen soll, schiebe ich nach einer langen Pause erstmal einen Eintrag dazwischen (Als Antwort auf einen öffentlichen Aufruf von: http://spinken.blog.de/). Das ist jetzt zwar dann der 42. aber stellen Sie sich bei dem nächsten Eintrag dann einfach vor, dieser Eintrag hier käme danach. Warum die 42 so wichtig ist, erkläre ich dann auch beim nächsten Mal. Bis dahin dürfen Sie schon einmal raten und die Wissenden unter Ihnen genießen und schweigen.

Es ist gerade eine sehr bewegte Zeit, in der es so viel zu beobachten, und als Freizeitblogger auch zu kommentieren, gibt, dass ich kaum weiß, womit ich anfangen soll. Ich denke, ich versuche mich an einer chronologischen Ordnung.
Wenn man sich das Weltgeschehen mit etwas Abstand anschaut, könnte man sagen, dass wir gerade in einer heißen Phase leben, in der die Lage sich schneller ändert, als einige merken oder auch reagieren können.

Zuerst verliert die Regierungskoalition ihren einzigen Hoffnungsträger. Jedenfalls wenn man der allgemeinen Meinung folgt, ist die Plagiatsaffäre des ehemaligen Dr. und immer noch Freiherr Karl-Theodor zu Guttenberg das Ende der deutschen Politik. Der größte Teil der Bevölkerung ist offensichtlich bereit, die Verfehlung ihres Lieblings zu vergessen, solange sie ihn weiter anhimmeln darf. Die Regierungskoalition hat, solang es eben ging, an ihm festgehalten und versucht, den Diebstahl geistigen Eigentums als Kavalliersdelikt abzutun. Spannend, wie schnell sich auch in diesem Punkt die Einstellung der Kanzlerin geändert hat, frei nach dem Motto eines ihrer CDU-Amtsvorgänger: "Was schert mich mein Geschwätz von gestern". Vor drei Jahren jedenfalls schlug sie zu diesem Thema noch ganz andere Töne an, ein Schelm, wer dabei Böses denkt. Die Opposition, wie eh und je, versucht die ganze Misere für ihre eigenen Zwecke auszunutzen und der Regierung möglichst viele Vorwürfe zu machen. Die Medien freuen sich, wieder einmal eine Person öffentlichen Interesses fallen zu sehen/lassen. Ihre Rolle wurde am schärfsten kritisiert. Die Guttis werfen ihnen eine Hetzkampagne vor. Und auch Guttenberg selbst sieht sich gezwungen, auf die sterbenden Soldaten in Afghanistan hinzuweisen, die hinter seiner Strahlkraft verblassen. Wer jetzt bei Strahlkraft auf eine Überleitung zur nächsten Krise wartet, wird sich noch etwas gedulden müssen.

Meiner Auffassung nach ist der Freiherr jedenfalls gut bedient, seinen Posten zu räumen. Selbst wenn die Aberkennung seines Doktortitels keinen direkten Einfluss auf seine Ministerarbeit haben mag, so ist dieser Betrugsversuch doch ein Vertrauensbruch und lässt Zweifel an der charakterlichen Eignung zu Guttenbergs für die vertrauensvolle Aufgabe, die ein politisches Amt zweifellos darstellt, aufkommen. Und diese Zweifel darf man nicht mit einem Argument à la "Ich habe ihn nicht als wissenschaftlichen Mitarbeiter eingestellt" abzuspeisen versuchen. Die treffendste Erwiderung, die ich dazu gehört habe, war, dass man dann auch die betrunkene Margot Käßmann behalten hätte können, schließlich war sie ja kein Chauffeur. Abgesehen von den strafrechtlichen Konsequenzen, die das Fälschen einer Doktorarbeit nach sich zieht, ist es richtig, dass jemand der sich dieses Deliktes schuldig macht, auch in den Medien mit härteren Bandagen angefasst werden darf. So lange es um die Sache selbst geht, versteht sich. Gerade dann, wenn dieser jemand zuvor die Medien zur Selbstinszenierung genutzt hat. Jemand, der hohe Werte zur Bewertung anderer anlegt, sich selbst aber davon ausgenommen zu haben scheint. So viel zu Guttenberg, erst einmal.

Doch Guttenberg war politisch noch nicht ganz zu Grabe getragen, da folgt die westliche Welt seinem Beispiel: Der arabische Frühling ist in vollem Gange. Und während man den Ägyptern noch die Daumen drücken darf, dass ihr friedlicher Protest für mehr Rechte und Demokratie nun Früchte trägt, sieht es in Libyen eher nach einer Wiederherstellung des alten Systems aus. Wer einen Gottesstaat fürchtet, der darf sich nicht zurücklehnen, wenn die libysche Bevölkerung um Hilfe schreit. Doch genau das tut die so hochgelobte westliche Welt. In Afghanistan und im Irak war der Demokratie-Export eine Selbstverständlichkeit, doch wenn ein Land um Unterstützung dafür bittet, ziehen sich die Europäer, Amerikaner und die UN zurück und verstecken sich hinter ihren Regelwerken. Das libysche Volk stirbt, weil ein mental bereits verstorbener Diktator seine Bürger zusammenschießen und bombardieren lässt, wenn sie Freiheit fordern. Und die westliche Welt? Schaut zu! Mehr als ein paar mikrige Appelle an einen offenkundig Wahnsinnigen bekommt sie nicht zustande. Wo sind sie, die volltönend geschwungenen Reden für Menschenrechte, für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit? Sie knicken ein in der kalten Realpolitik, wo steigende Flüchtlingszahlen und unsichere Ölimporte vor humanen Katastrophen rangieren. Uns fehlen die rechtlichen Grundlagen, um in Libyen zu intervenieren, doch woher nehmen wir dann das Recht, die arabische Welt für ihre zunehmend anti-westliche Einstellung zu kritisieren?

Und als wäre das noch nicht genug versinkt Japan im Chaos. Ein von Erdbeben und den daraufhin entstandenen Tsunamis gebeuteltes Land, sieht sich nun mit einer atomaren Katastrophe konfrontiert. Die Bilder, die durch die Medien gehen, schockieren. Die Reaktion der deutschen Politik, vor allem der Regierungsparteien, macht sprachlos. Aufgrund dessen, dass aus der "statistischen Größe" Restrisiko "bittere Erfahrung" geworden sei, hat man sich dazu durchgerungen, die Laufzeitverlängerung für drei Monate auszusetzen. Interessant, wenn das die erste "bittere Erfahrung" mit dem sogenannten Restrisiko der zivilen Nutzung der Atomkraft ist, was war dann Tschernobyl? Die Koalition scheint sich selbst noch nicht ganz sicher zu sein, denn die Lehren, die man aus der nun angestrengten Katastrophenanalyse Japans ziehen will, nebenbei bemerkt wieder einmal "ergebnisoffen", werden mit dem Verweis auf das Risiko eines Flugzeuganschlags auf unsere Kernkraftwerke gerechtfertigt. Jetzt stellt sich für einen Beobachter natürlich die Frage, wo der Zusammenhang zwischen einem Erdbeben und einem Flugzeuganschlag besteht. Aber diese Frage muss wohl zunächst einmal antwortoffen bleiben. Aus dem hilflosen Gestammel des Generalsekretärs der CDU gestern nach der Präsidiumssitzung war jedenfalls nicht zu entnehmen, was es damit auf sich haben mag.

Ebenfalls spannend ist an dieser Stelle, wie die Lage in Japan aus Verfechtern der Atomkraft plötzlich die schärfsten Kritiker macht. Herr Söder von der CSU, vormals Befürworter der Atomenergie, solange sich der Norden und nicht sein schönes Bayern mit dem dabei entstehenden Dreck rumschlagen darf, fordert rigoros die Sofortabschaltung. Mappus, noch Ministerpräsident von Baden-Würtemberg, bereits für sein feines Gespür für die Sorgen und Nöte seiner Bürger in Fragen der Bahnhofsgestaltung bekannt, stellt mit Überraschung fest, dass die Bevölkerung offensichtlich die von der Atomindustrie diktierte Laufzeitverlängerung nicht länger mitzutragen bereit ist. Auch er ist plötzlich für die Abschaltung. Wieso bedarf es eigentlich, frage ich mich da, immer erst einer Katastrophe, bis der Mensch im Allgemeinen begreift, dass er bis dahin blind auf einen Abgrund zugesteuert ist?
So wie sich die Sache für mich darstellt, ist es vollkommen unerheblich, ob es eine Erdbebenregion oder ein potentielles Ziel eines terroristischen Anschlags ist, für jedes Land ist Atomkraft im Zweifelsfalle, das zeigen Japan, Tschernobyl aber auch die vielen kleinen Krisen, die wir gar nicht so recht mitbekommen, weil sie nicht oder nur unzureichend publik gemacht werden, schlicht unkontrollierbar. Und selbst wenn unsere Kraftwerke und Wiederaufbereitungsanlagen störungsfrei liefen, was sie offensichtlich nicht tun, dann haben wir immer noch das Problem des Atommülls. Aber den produzieren wir munter weiter, ohne eine Lösung für seine Lagerung gefunden zu haben. Das erfordert entweder eine gehörige Portion Ignoranz oder aber Optimismus. Die Atomkraft auf dem aktuellen Stand gleicht einem Spiel mit dem Feuer, mit dem Unterschied allerdings, dass wir vom Feuer wissen, wie wir es löschen können.

Ich hoffe im Interesse der Menschheit und des Planeten auf dem wir leben, dass dem einen oder anderen die Augen nun endlich aufgehen, Katastrophen hatten wir in letzter Zeit wirklich genug.

Freitag, 14. Januar 2011

Neues Jahr, neues Glück

Ein neues Jahr beginnt und mit ihm die übliche Suche nach guten Vorsätzen. Falls man mal gefragt wird oder man sich selber mal fragt. Bei manchem ist die Suche schnell vorbei, bei manchem dauert sie länger. Die eine oder andere 5%-Hürde überspringen, sich im Job anstrengen, mehr Zeit mit der Familie verbringen, das Gewicht halten, und so weiter und so weiter. Für mich ist dieses Jahr ein ganz besonderes, denn nach glücklicherweise 13 Jahren endet meine Schullaufbahn (hoffentlich) mit einem anständigen Abitur. So verbindet sich also mit den Vorsätzen für's neue Jahr auch eine gewisse Konkretisierung der alten und neuen gewälzten Pläne für das weitere Leben. Was tun? Ein Studium, ja, das wird es wohl sein. Aber was?

Ich glaube, im Leben eines jeden Kindes kommt der Moment, da es sich für den Beruf des Tierarztes interessiert. Besonders Landeier, wie ich eines bin, sind wohl sehr anfällig dafür. Hat wohl irgendwas mit dem Umstand zu tun, dass wir früher als die Stadtkinder erfahren, dass Milch nicht aus der Tüte stammt, wenn Sie mir diesen Kalauer gestatten. Bei mir dauerte diese Phase jedoch nur kurz an. Obwohl ich Tiere sehr mochte und immer noch mag, war es mir nicht so ganz geheuer, sie behandeln zu müssen. Wie sollte ich schließlich herausfinden, was dem armen Tier fehlt, ich kann ja seine Sprache gar nicht. Und so entschied ich mich, nach einiger Lektüre, damals mit hohem Bildanteil, verschiedenen Filmen und noch mehr Spielzeugen, für die Laufbahn des Archäologen, genauer des Paläontologen. Leider stellte sich bald heraus, dass die Forschungsobjekte alle schon tot waren, so lebendig sie manchmal auch erschienen, und so war auch diese Idee bald wieder verworfen. So viel zu den sehr alten Plänen.

Bald darauf wurde ich eingeschult und ich erhielt Deutsch-Unterricht. Die Tragweite dieser Tatsache lässt sich wohl erst heute ermessen. Immerhin müssen Sie mit den Folgen leben. Nachdem die Grundlagen gelegt waren, ich erinnere mich gerade mal wieder an diese alten Linienhefte, die seitenweise mit ein und demselben Buchstaben gefüllt werden, fand ich schnell einen gewissen Gefallen daran, Nonsens zusammenzuschreiben. Und das hat sich wohl auch bis heute erhalten. Natürlich hatte ich auch andere Fächer, wie Sachkunde (Das ist das, was eine Schulform später WuK(Welt- und Umweltkunde) wurde und im Prinzip alles, was nicht Sprachen, Mathe, Musik und Kunst oder Religion und Sport war, zusammenfasste). Damals war alles einfacher. Eine Schulform später (Die mit WuK) hatte ich den besten Deutschlehrer meines jungen Lebens, der es wie kein anderer verstand, die Aufmerksamkeit der Klasse zu behalten und unsere Fantasie anzuregen. Sehr häufig bestand die Hausaufgabe nur aus einem einzigen Satz oder einem Bild und wir durften uns die Geschichte darum herum ausdenken. Auch rückblickend betrachtet, ist er einer der besten Deutschlehrer, deren Unterricht ich je genießen durfte. Ich glaube, er war es auch, der mich mit dem Sprachvirus infizierte. Plötzlich war mir die Sprache das liebste Spiel- und Werkzeug, gesprochen oder geschrieben machte dabei keinen Unterschied. Zu dieser Zeit war meine bevorzugte Antwort auf die fürchterlichste Frage, die Erwachsene einem stellen können („Na, was möchtest Du denn mal werden?“): „Autor...oder...irgendwasmittieren.“ Man sieht, von den recht konkreten Vorstellungen, die ich mal unsere Mitbewohner auf der Erde betreffend hatte, war damals nur noch ein kleiner Nachsatz übrig geblieben. Aber das Landleben prägt einen nunmal und deswegen war dieser Zusatz „oder irgendwasmittieren“ für mich mindestens ebenso wichtig wie die erste Möglichkeit.

Auch der Wechsel meiner bevorzugten Musik,so bilde ich mir zumindest ein, hatte einen Einfluss auf diese Entwicklung. Ich war mal PUR-Fan, wie und warum es dazu kam, weiß ich heute nicht mehr. Inzwischen ist die Musik anders geworden. Mehr mit langen Haaren und Schwermetallen. Aber ich bin froh, einen recht umfassenden Musikgeschmack entwickelt zu haben, bei dem es schneller geht, aufzuzählen, was ich nicht höre, als umgekehrt. Es war aber auf jeden Fall die Musik, die mich über eine Phase, in der ich gerade gar keine Zuneigung zum sonst so favorisierten Fach Deutsch verspürte, trotzdem irgendwie hinwegrettete. Dass es zu der Abneigung gekommen war, hatte auch und vor allem mit der zuständigen Lehrkraft zu tun. Die profilierte sich als die letzte Universalgelehrte und ist bis heute die einzige Person, die ich kenne, die es sogar nötig hatte, offen vor ihren Schülern anzugeben. Diese Turbulenz hielt glücklicherweise nur zwei Jahre an und danach war alles beim Alten. Naja fast, während ich früher auch mit Mathematik und Physik gut zurecht kam, verengte sich der Weg insofern, als das ich von diesen beiden Fächern zunehmend die Nase voll hatte. In dieser Zeit brachte mich ein guter Freund auf Künstler wie Bodo Wartke, Rainald Grebe oder Sebastian Krämer, damals wie heute höre ich ihnen gebannt bei ihrer Wortakrobatik zu. Und deswegen bin ich diesem Freund nach wie vor sehr dankbar. Ebenso wie ein zunehmender Konsum an politischem Kabarett, sind sie Schuld, dass sich die oben erwähnte Krankheit weiter manifestierte. Nebenbei entdeckte ich dabei auch meine Vorliebe für Gesellschaftswissenschaften wie Politik, Philosophie und Geschichte (Vielmehr sind es in der Schule ja auch nicht). Nicht zuletzt mein langjähriger Werte und Normen-Kurs ist schließlich dafür verantwortlich, dass es diesen Blog überhaupt gibt.

Die Antwort auf die schlimmste Frage, die jetzt auch noch immer häufiger gestellt wurde, hatte sich wieder einmal ein wenig geändert. Statt „Autor“ hieß es jetzt „Etwas im Bereich Printmedien“ und das „irgendwasmittieren“ entfiel vollkommen. Aber es drängte sich eine neue Alternative ins Blickfeld, die mir heute sogar wahrscheinlicher erscheint.
Obwohl ich neben besagtem außergewöhnlichen Deutschlehrer noch mit vielen anderen Paukern Glück hatte, gab es natürlich auch die Nieten, bei denen man sich fragt, ob sie einfach nur keine Ahnung haben, sie aufgrund ihrer eigenen Schulzeit bis in die nächste Generation nachtragend sind oder ob sie generell einfach Kinder hassen. Ich denke, ich darf mich durchaus als optimistischen Menschen bezeichnen, und mit dem Optimismus kommt meist auch eine etwas idealistische Weltsicht (oder umgekehrt?)... Wie auch immer, zum einen hatte und habe ich so viel Spaß am Lernen und Lehren( wenn auch im Moment eher noch an Ersterem), dass es fast schon einem drängenden Bedürfnis gleichkommt, anderen Leuten das auch zu vermitteln. Zum Anderen sollte man wenigstens versuchen, obigen Nieten das Leben ein wenig schwerer zu machen, finden Sie nicht auch?

Ich enthalte mich jetzt des Paragraphen, der sich in etwa mit den Worten „Für ein rohstoffarmes Land ist die Bildung seiner Kinder der wichtigste“ zusammenfassen lässt, weil er schon zu oft keine Konsequenzen nach sich gezogen hat oder sogar bewusst nur gedroschen wurde, um sich besser darzustellen. Ich denke mir an dieser Stelle lediglich, wenn Bildung tatsächlich unser wichtigster Rohstoff ist, dann stellen unsere Bergbaubeauftragten sich bei seiner Förderung, mit Verlaub, sehr dämlich an. Wer es zulässt, dass 16 Claims, um im Bild zu bleiben, abgesteckt werden, die jeder für sich vor sich hin buddeln, statt ein sinnvolles Monopol aufzubauen, der kann einen solchen Satz nicht ernst meinen. Wer es zulässt, dass sich die Claims dabei auch noch um die Bergarbeiter prügeln und eine Claimverwalterin einsetzt, die weder durch ihre Aufgabe, noch durch ihren Einsatz glänzt, ja selbst wenn sie wollte, keinen Einfluss auf die Arbeiten nehmen kann, der sollte schnellstens die Branche wechseln.

Tja und da man nunmal nicht vom Azubi zum Grubenlord aufsteigt, will ich mal kleiner anfangen und meinen Beitrag dazu leisten, dass es bald wieder heißen kann: „In Daisytown ham' sie Gold gefunden!!“, nur um im Bild zu bleiben.

Ich wünsche allen viel Erfolg und einen langen Atem für das neue Jahr und schließe mit den Worten Urban Priols: „Zumal wir mit der Gewissheit aufhören können: 2011 wird bestimmt wieder genauso bescheuert wie 2010. Machen wir das Beste d'raus. Danke schön.“