Man könnte sagen, dass dieses Stück
Sprache einer der berühmten Endpunkte zweier
sechsbeiniger, flugfähiger Tierchen ist, die einem zu dieser
Jahreszeit so reichlich auf die Nerven zu gehen verstehen und
deren Schicksal man, wenn man ehrlich ist, nur insofern der
Betrachtung für wert erachtet, als es mit dem unseren in Verbindung
gerät, weil sie mit
enervierender Beharrlichkeit
um unseren Kopf kreisen
oder mit todesmutiger Blödheit das Zimmerfenster mit ihrem eigenen
zu zerbersten
versuchen. Obwohl: Endpunkt
ist
so auch nicht ganz richtig. Für die Fliegen mag es das Ende sein,
geht man nicht davon aus,
dass ihnen ein jenseitiges Dasein beschieden ist. In Bezug auf
mein Anliegen stellt es aber eher den Beginn dar, wie schon unschwer
an der Position dieser Passage im Dokument nachzuvollziehen ist. Es
wäre, wenn ich so recht überlege, eigentlich
treffender von einer Fingerübung zu sprechen, aber dann hätte
konsequenterweise das oben gemalte Bild keinen Bezug mehr und das
will ich nun auch nicht verantworten. Ich
gebe also, wieder einmal, verehrter Leser, die Verantwortung weiter.
Entscheiden
Sie, ob es sich lohnt, die obigen Zeilen zu lesen. Sie könnten,
zugegeben, einwenden, dass ihnen das an dieser Stelle nicht mehr
hilft, doch kann ich mein Gewissen beinah rein nennen, denn dies
liegt nicht in meiner Macht, sondern in der Natur der
schriftsprachlichen Äußerung, die
nicht anders als nacheinander lesbar
ist.
Da
wir nun die Einleitung hinter uns gelassen haben, können wir ohne
weitere Umschweife zur Sache selbst kommen: Ich
erwähnte eine „Fingerübung“ oder auch „Fliegenklatsche“. Nun,
ich befinde mich am Ende eines weiteren Semesters und damit steht,
wie mancher wissen mag, die Zeit der Hausarbeiten ins Haus. In
Vorbereitung darauf, und weil mich das Thema, das ich mir für eine
solche ausgesucht habe, so
gefesselt hat, will ich nun
ein kleines Stück davon hier
auseinandersetzen... KLATSCH
Es ist
Sommer und das ist gut so. Prinzipiell jedenfalls. Überall
Helligkeit und Wärme, am besten begleitet von der einen oder anderen
Brise. Und vor allem Sonne, die Endorphine kitzelnde Sonne, so oft
und so viel man will. Und das völlig kostenfrei und ohne jede
Elektronik. Großartig! Sofort
heben sich die Mundwinkel in der Umgebung und darüber finden sich
schwarze, braune oder blaue auf jeden Fall aber „voll stylische“
Augengläser, die wohl in den seltensten Fällen tatsächlich wegen
der schon erwähnten, manchmal blendend starken Feuerkugel am Himmel
die Nase zieren,
ganz zu schweigen vom Blau
des Himmels, das
jeder Beschreibung spottet. Leider kitzelt diese Sonne nicht nur die Botenstoffe, sondern führt
auch zu einem derart unverhältnismäßigen Flüssigkeitsverlust,
dass einem jede Kleinigkeit zur erwähnenswerten Großtat
(http://www.der-flix.de/images/heldentage/Tag_884.jpg) zu werden scheint. Und
damit nicht genug, ausgerechnet diese Zeit fällt mit einer anderen
Zeit zusammen, in der der gemeine Studiosus gezwungen ist, sich mit
den geistigen Höhenflügen von Leuten zu befassen, die sicherlich
ein gut klimatisiertes Schreibzimmer zur Verfügung hatten, in denen
diese Höhenflüge nicht als Ikarusprojekt enden mussten...KLATSCH
Manchmal
wird es einem wirklich nicht leicht gemacht: Da hat man sich gerade
zu Bett gelegt und erwartet
die sanften Arme Morpheus' und
stattdessen
hat man das Empfinden, sich
eher auf einen
zum Ausschwärmen bereiten Ameisenstaat begeben zu
haben. Dieser
trippelt nun ganz besonders
über
ein Areal und
schreckt mit
seinem Gewusel
den eigenen Staat an grauen Zellen auf. Da laufen dann die Synapsen
heiß und produzieren Idee an Idee, die einem den Tag über mal
hätten einfallen sollen! Doch darauf nimmt die Maschine keine
Rücksicht. Und dass man jetzt viel lieber den großen Aus-Knopf
betätigt hätte, hat die Natur irgendwie nicht bedacht, als sie uns
ein Bewusstsein aber keine Bedienungsanleitung
dazu gegeben hat. Was ist das überhaupt für eine Erfindung, die
sich selbst als die größte seit Menschen Gedenken feiert, die aber
nicht in der Lage ist, sich dann, wenn man es will, in den
Standby-Modus begibt? Wieso ist es so schwer, einfach mal auf
Anweisung an nichts zu denken? Ich kann auf Anweisung an rosa
Elefanten denken oder an schottenkarierte Giraffen, und ich bin mir sicher, dass das jetzt ganz viele
Leser ebenfalls tun. Selbst wenn ich ihnen dringend davon abrate, sich solchen Unfug auszumalen. Müsste das Nichtdenken nicht
einfacher zu bewerkstelligen
sein als dieses Feuerwerk der Geistesblitze, das sich da gerade
hinter meinen geschlossen Augen abspielt und mich fast dazu bringt
doch
wieder aufzuspringen und ihnen nachzugehen? Schließlich
sind die Ameisen doch weitergezogen und die Ruhe kehrt ein...
Die
größte Schweinerei aber
wartet ja noch bis zum nächsten Morgen. Ist
es nicht die wohl
größte Unverschämtheit,
dass ich mich nun,
wenn ich diese
insekteninduzierte, schillernde Vielfalt
tatsächlich gebrauchen könnte, nur noch an einen Bruchteil davon
erinnern kann? Oh nein, so einfach ist es nicht. Da stehe ich in den
verstaubten Ruinen meiner Wolkenschlösser, sehe, wie der einstmals
prächtige Eingang nicht mehr als ein verfallener Bogen ist. Die
prächtigen Stufen haben deutlich an Glanz verloren, mal davon
abgesehen, dass sie so trittfest nicht mehr aussehen. Die
in der Nacht noch großartige Inneneinrichtung liegt zerschlagen in
und um die Trümmer der Mauern, die ein mehrere Etagen umfassendes
Monument stützten, als sie besser nicht dagewesen wären. Allein,
nun sind sie da und lassen gerade und so eben erahnen, was da vor ein
paar Stunden noch stand. Ein paar Stunden,
die sich im Blick zurück als unüberwindliche Ewigkeit erweisen. Ein
wenig melancholisch, aber vor allem spöttisch liegt der Torbogen wie
ein Hohnlächeln vor meinen Füßen. Und
als ich wieder hinsehe ist er verflogen, samt dem Rest der Reste
meiner Ideen. Nun habe ich Stift und Zettel in der Hand, doch was vor
mir liegt, ist ein weißes Blatt, dass auf frappierende
Weise dem ähnelt, was in meinem Kopf zu finden ist. Die klaren
Konturen haben sich verloren und ein fluffiges, weißes Etwas bleibt
zurück, dessen Oberfläche
hübsch anzusehen, dessen Inhalt
jedoch schwer
zu erfassen und noch schwerer zu durchdringen ist...
So
sieht es aus, lieber Leser, ob es nun an den fliegenden Insekten, der
erhöhten Sonneneinstrahlung, eventuellem Akademikerkoller
oder den nicht fliegenden Insekten liegt, im
Moment jedenfalls erstrecken sich meine
Ideen selten über mehr als ein paar Grundpfeiler, wie aus der oben
angezeigten Sammlung ersichtlich geworden sein dürfte. Das mag sich
in nächster Zeit vielleicht ändern, ich hoffe wenigstens darauf,
bis
ich allerdings Fliegenklatsche, Sonnenbrille, Fachliteratur
und Ameisenumsiedlungsutensilien aus der Hand legen kann, wird es
allem Anschein noch ein wenig dauern. Für
die Tastatur ist
so oder so gerade
kein Finger frei.